Wenn man auf der Suche danach ist, findet man zig verschiedene Anleitungen zu einer Heckschublade im Internet. Ich hatte aber das Gefühl, dass ich mich zwischen a) teuer und gut, b) günstiger aber sehr aufwendig und c) billig und schlecht entscheiden müsste. Also mit dem Kopf voller guten Ideen (die ganzen Selbstbauer haben hier wirklich tolle Vorlagen geleistet) selbst ans Werk gemacht.
Zuerst mal meine Anforderung an das Konstrukt: Tja, wenn ich das so genau wüsste. Ich wollte keinen allzu tiefen Auszug, damit ich ohne Um- bzw. Ausbau die Bank noch so verschieben kann, dass sowohl Einzelsitze noch zusätzlich reinpassen, aber auch die Liegeposition erreicht werden kann. Das Ganze soll trotzdem am Schienensystem des Multivan befestigt werden, um einen Ausbau dann eben doch stressfrei zu ermöglichen. Die verwendeten Materialien sollten günstig sein – so günstig, dass ich den fertigen Auszug ohne Reue auch wieder rauswerfen und umbauen kann. Der Auszug sollte nicht über die komplette Breite gehen und das Multiflexboard soll in der Regel eingebaut bleiben, der Auszug aber auch ohne dieses funktionieren (eine Befestigung an dieses scheidet also aus). Auf dem Auszug soll stehen: Meine Kühlbox und übereinander zwei Euroboxen. Als letzte Anforderung bleibt noch, dass es schnell gehen sollte. Die Umsetzung sollte – ohne das Recherchieren im Internet, was man abends mal auf der Couch machen kann – in ein paar wenigen Stunden erledigt sein. Wenn länger, dann zumindest nicht viel.
Nach vielem Lesen wurden dann schließlich mal zwei Schwerlastauszüge bestellt. Die gibt es bis zu einer Traglast von mehreren hundert Kilogramm und einer Länge von mehr als einem Meter, ich entschied mich aber aufgrund meiner Anforderungen für deutlich günstigere, die dafür allerdings auch „nur“ 75kg bei 60cm Länge aushalten sollen. 60cm Tiefe reichen für die Kühlbox und die Euroboxen recht genau. Nach weiteren Stunden der Recherche stand dann die Einkaufsliste fest:
- 2 Schwerlastauszüge, 75kg, 60cm lang: 40 Euro (bei Ebay gekauft, mittlerweile bei Amazon günstiger!)
- 4 Befestigungen für das Schienensystem (Schienenanker oder wie man die nennt): 18 Euro
- eine Grundplatte: 6 Euro
- eine Platte, die dann den Auszug darstellt: 6 Euro
- 4x 60cm Aluprofil gewinkelt, um die Auszüge mit der Grundplatte zu verbinden: 12 Euro
- ein paar Nieten: 1,50 Euro
- Nietenzange: 10 Euro
Zusammen unter 100 Euro und damit im Budget. Mein Plan war, die Grundplatte mit Bohrungen zu versehen und durch diese die Befestigungsschrauben für die Multivanschienen zu stecken. Die Platte sollte dabei nur in den mittleren Schienen befestigt werden, damit in den äußeren weiterhin das Multiflexboard hin- und hergeschoben werden kann. Bei der Vorort-Besichtigung im Kofferraum des Busses wurde dann schnell klar, dass ich einen kleinen Denkfehler hatte, weil die inneren Schienen nicht ganz bis nach hinten reichen. Das sollte dem Vorhaben aber keinen Abbruch tun und es ging ans Basteln.
Zuerst wurden die Aluprofile so zugesägt, dass sie zur Grundplatte und den Auszügen passten. Das ging mit meiner geliebten und oft erwähnten Japansäge mal wieder mehr als schnell und genau. Anschließend die Profile mit den Schienen verbinden (am Anfang nur geschraubt, später nach endgültiger Anpassung dann genietet) und die andere Seite der Schienen mit den Profilen am Auszugsbrett mittels Blechschrauben befestigt.
Jetzt stellen wir fest, dass die Profile zu knapp bemessen wurden… ich hatte mich für 5x2cm-Winkel entschieden, sinniger wäre aber 5×5 gewesen, um sie sauber mit der Grundplatte zu verbinden. Also wird in meinem Fall die Einkaufsliste noch etwas erweitert und eine Verbreiterung angenietet.
Statt der Grundplatte hatte ich mich schon wieder umentschieden zugunsten zweier Bretter mit den Maßen 80x20cm, die ich mit den nun verbreiterten Profilen verband. In das hintere der zwei Bretter kommen die Löcher, durch die dann die Befestigungen für die Schienen kommen. Eigentlich müsste man die Befestigungen noch kürzen, weil aber die Bretter relativ weit auseinander und der Platz dazwischen relativ groß war, passte es auch so. Mit der Einschränkung, dass gut 5cm Höhe verloren gehen.
Auszugsbrett, Schienen und Grundplatten sind nun verbunden und die Befestigung am Fahrzeugboden funktioniert auch wie geplant.
Nun kommen wir zu Nachteilen, die mir nach nun mittlerweile einem halben Jahr aufgefallen sind:
- Es war Quatsch von mir zu denken, dass ich den Auszug nur für 2/3 der Breite bräuchte. Ich hatte gedacht, es wäre geschickt, 1/3 noch als „feste“ Fläche zu haben, um ganz konkret meinen Bollerwagen, den ich als Transportmittel für Einkäufe und Kinder immer an Bord habe, verstaut zu wissen. Der nächste Auszug geht also entweder in einem Stück über die ganze Breite oder wird zweigeteilt sein.
- Ich hatte mich für Auszüge entschieden, die nicht fixiert sind, also in eingeschobener Position nicht einrasten. Ich dachte, das stört mich nicht und vom Kaufpreis sind die ohne Arretierung deutlich günstiger. Herausgestellt hat sich, dass man immer sehr genau überlegen muss, wenn man am Hang parkt und die Heckklappe öffnen möchte. Im Zweifel denkt man in dem Moment nicht dran und das Ding haut einem gegen die Beine. Der nächste Auszug bekommt also eine Arretierung – in welcher Art auch immer.
- Durch die Höhe wird zuviel Platz verschenkt.
- Die Fixierung durch nur zwei Befestigungen am hinteren Brett reicht aus, allerdings wird die ganze Konstruktion in beladenem Zustand zu labil, man hat also den Eindruck, dass sich der Auszug irgendwann aus den Nieten hebelt.
Die Vorteile?
- Man braucht einen Heckauszug! Ich war mir da zu Anfang des Projekt unsicher, es ist aber ein Traum, mal kurz an der Getränkekiste zu ziehen und sie entgegengleiten zu lassen. Auch das Einladen geht deutlich einfacher vonstatten. Und dabei wurde seither nicht im Bus übernachtet – und gerade dann, wenn man das Multiflexboard nicht hochklappen kann, spielt der Auszug seinen vollen Vorteil aus.
Es muss nun also eine neue Konstruktion her, vermutlich – wie das auch schon andere gemacht haben – mit Alu-Querstreben, die dann die Schwerlastauszüge halten. Außerdem müssen dann die Befestigungen gekürzt werden (oder ich kaufe einfach noch kürzere) und zusammen mit dem gesparten Brett spekuliere ich auf 3 statt 5cm an verlorener Höhe. Evtl. denke ich auch noch mal ernsthaft darüber nach, die 5cm noch zu erweitern und unter dem Auszug ein Fach zu planen, in das dann meine Thermomatten für die Scheiben kommen. Was mir ebenfalls noch vorschwebt: Eine Art Rampe, um den Kinderwagen direkt in den Bus zu fahren… schauen wir mal!
Update: Nach 2 Jahren Heckauszug 1.0 habe ich dann mal weitergebastelt und eine neue Version mit größerer Schublade gebaut.
Heckauszug oder Schwerlastauszug für den T5 und T6 selbst bauen – Update 2.0
Update 2: Wieder etwas später wurde aus dem Holzauszug einer aus Aluminium:
Heckauszug Schwerlastauszug für T5 und T6 – Version 3.0 – Aluprofile
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