Folgende Situation.
Ich bin vor dem Kauf meines T5 von vielen Menschen, die wie ich aus dem T3-Lager kommen oder T4-Fahrer waren, gewarnt worden, dass man nur Ärger damit habe und es schnell richtig teuer werde, sich für einen T5 zu entscheiden. So viele T5, wie ich zu dem Zeitpunkt herumfahren sah, hielt ich das für völlig übertrieben. Die Recherche in verschiedenen Foren zeigte aber, dass es wohl Motoren geben würde, die man besser vermeiden sollte. Als Beispiel wurden immer wieder die 2.0 TDI mit Bi-Turbo genannt, bei denen sich einige noch weit vor den 100.000km verabschiedeten. Ich vermutete hier, dass die 179 PS in dem großen Auto auch deshalb Probleme machen könnten, weil viele den Bus dann etwas zügiger fahren – oder auch salopp „treten“. Trotz der Vermutung (mittlerweile würde ich das revidieren) entschied ich mich mehr oder weniger unfreiwillig für einen der angeblich besten Motoren im T5.2, den „normalen“ 2.0 TDI mit EINEM Turbo und 140 PS. Wohl der beste Mittelweg zwischen Leistung und Standfestigkeit, so sagte man.
Auch über diesen Motor las ich Negativberichte, die allerdings deutlich geringer in der Anzahl waren und bei denen ich vieles darauf schob „dass die Besitzer sich wohl nicht sonderlich um ihren Bus kümmerten“. Auch das würde ich nun revidieren.
Mein Bus hat nun knapp 120.000km – die Hälfte meines T3. Die 50.000km, die er bei mir erlebt hat, wurde er zu 99,9% sehr anständig gefahren, zu 95% keine Kurzstrecken, zu 100% im grünen Drehzahlbereich und ebenfalls zu 100% war er warmgefahren, bevor er arbeiten musste – im Winter zusätzlich von der Standheizung vorgewärmt. Der Motor war stets unauffällig, verbrauchte kein Öl, kein Wasser und das Auto wurde stets nach dem Aufblinken der Nachricht im Cockpit „Service in XX Tagen“ bei VW dem teuren Service unterzogen. Ein rundum zuverlässiges Fahrzeug. Im Mai diesen Jahres – ich hatte noch genau zwei Wochen zu arbeiten, bis wir mit dem Bus nach Elba aufbrechen würden – hörte ich bei gemütlicher Fahrt im Berufsverkehr durch das leicht geöffnete Fenster ein „peitschendes“ Geräusch aus dem Motorraum. Ich hielt an, schaute nach und fand einen dünnen Streifen Riemen, etwa 2mm breit. Der Keilrippenriemen war am Rand leicht beschädigt und da ich den 2mm breiten Streifen in Händen hielt und kein Geräusch mehr zu vernehmen war, fuhr ich bis zu VW weiter. Ich meldete mich an, schilderte mein Problem, bekam aber erst nach dem Wochenende einen Termin (es war Freitagnachmittag). Hätte ich nun gesagt: „Alles klar, ich lass ihn gleich im Hof stehen.“ wäre alles prima, ich hätte einen neuen Riemen bekommen und fertig. Hab ich aber nicht. Ich hab gesagt „Gut, dann stelle ich ihn am Montagfrüh auf den Hof.“, stieg in den Bus, startete und fuhr recht genau 200m weit. Auf einer Kreuzung wurde der Motor beim Anfahren kurz laut, stotterte und ging aus. Stille. (Michi Beck in hell)
VW hatte Feierabend, also erst mal wegschleppen von der Kreuzung. Dabei fällt auf, dass unser Caddy zwar ein abgedecktes Loch in der Stoßstange hat, in das man einen Schlepphaken stecken könnte, im Stoßstangenträger aber leider das Gewinde fehlt… Sparfüchse! Fällt wohl weg, wenn man ne Anhängerkupplung hat. Kurze Analyse, der Riemen sieht nun deutlich schlimmer aus:
Am nächsten Morgen (Samstag) mit VW telefoniert, Bus wird per Mobilitätsgarantie geholt. Ich stehe eine Stunde später wieder an der Anmeldung des Autohauses und gebe mit den Worten „Ich habe die Befürchtung, dass der Zahnriemen übersprungen und der Motor platt ist.“ meine Papiere ab. Zwei unruhige Nächte mit wenig Schlaf folgen. Montag der Anruf von VW: Die Ursache wissen sie nicht sicher, es sieht aber so aus, als wäre der Keilrippenriemen teilweise ins Zahnriemengehäuse, hätte sich da um die Riemenscheibe gewickelt, dabei die Steuerzeiten etwas verstellt und noch zusätzlich die Servopumpe blockiert, die nun auch defekt ist. Kosten rund 1.900 Euro. Deutlich mehr, als ich gedacht hätte (klar, initial bin ich „nur“ von einem neuen Keilriemen ausgegangen), als meine Frage, ob der Motor denn nichts abbekommen habe, verneint wurde, war ich aber trotzdem ein Stück erleichtert. Ich gebe den Auftrag frei und es werden Spannrollen, Keilrippenriemen, Zahnriemen, Wasser- und Hydraulikpumpe getauscht. Dann Anruf am Mittwochabend auf der Mailbox, ich solle mich mal melden. Bei Rückruf niemand mehr da. Wieder eine unruhige Nacht.
Am Donnerstag der Rückruf. „Bei der Probefahrt“ habe man festgestellt, dass er wenig Leistung habe, weshalb man dann zum Schluss doch noch die Kompression gemessen habe. Es ist doch ein Motorschaden, dumm gelaufen. Sie könnten den Tauschmotor in der nächsten Woche einbauen, würde komplett dann ca. 8.000€ kosten. Etwas vor den Kopf gestoßen fragte ich, wie es denn sein könne, dass man als letzten Punkt auf der Liste die Kompression misst, nachdem man alles andere schon getauscht habe? Ja, das sei ein bisschen unglücklich gelaufen und man würde mir da im Preis etwas entgegen kommen und die Materialkosten für den Zahnriemen, der ja dann am neuen Motor schon dran wäre, verrechnen. Auch mit der Arbeitszeit könne man etwas abziehen. Ich bat darum, bei Volkswagen-Nutzfahrzeuge nach Kulanz zu fragen und mir das Angebot schriftlich zu erfassen.
Wenig später stand ich im Autohaus und hielt den Kostenvoranschlag in Händen. Kulanz wurde abgelehnt, die am Telefon genannten 8.000€ seien selbstverständlich OHNE Steuer gewesen, außerdem wäre es doch jetzt ein bisschen mehr – wir lagen da dann bei 10.580 Euro inkl. MwSt. – und die bereits berechneten knapp 1.900 Euro sind da natürlich auch noch nicht drin. Zusammen runde 12.300 Euro, die nun im Raum standen. Dezent kam der Hinweis, man müsse sich da schon überlegen, ob man nicht in etwas neueres investiert. Problem ist nur, dass es im Umkreis von 500km keinen vergleichbaren Bus auf dem Gebrauchtmarkt gibt und auch deutlich schlechter ausgestattete lagen bei 30.000 Euro und mehr. Einen leeren Transporter mit funktionierendem Motor zu kaufen und mal eben die Ausstattung umzuschrauben, würde vielleicht sogar Spaß machen, wäre aber keine wirkliche Alternative.
Viel Bedenkzeit und viele Telefonate später stand ein letzter Preis im Raum: 11.000 Euro insgesamt – alles herausgerechnet, was ging… Freundschaftspreis. Fast ein Schnäppchen.
Es gab zwei Optionen, die mir das VW-Autohaus genannt hat: Entweder ich zahle die 11.000 Euro und habe den Bus in der nächsten Woche repariert oder ich zahle 1.854 Euro für die geleistete (tlw. unnütze) Arbeit und darf dafür mein kaputtes Auto mitnehmen. Da der Urlaub näher rückt, entscheide ich mich dafür, das Thema zu verdrängen und den kaputten Bus zu holen, um mit dem Caddy in Urlaub zu fahren und mich im Anschluss an den Urlaub wieder darum zu kümmern. Ich zahle – und das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – 1.854 Euro und habe dafür ein genauso kaputtes Auto wie eine Woche vorher mit dem Unterschied, dass ich schöne neue Riemen am kaputten Motor habe. Es folgt ein hin und her an dubiosen Widersprüchen. Zuerst heißt es, der Bus ist noch bedingt fahrbereit, weil er ja nur wenig Leistung habe und das bei der Probefahrt aufgefallen ist. Man könne ihn also problemlos noch ein paar Kilometer über Seitenstraßen fahren. Dann wenig später der Anruf, nee geht doch nicht, der geht gar nicht an. Was VW zu dem Zeitpunkt nicht weiß: Der Bus ist mit GPS-Tracking und einer Dashcam ausgestattet, die auch bei Erschütterung eine kurze Videosequenz inkl. Ton aufnimmt, in jedem Fall aber sofort filmt, wenn Zündungsplus anliegt. Da es rechtlich m.W. nicht gestattet ist, Bild- und Tonaufnahmen ohne Einverständnis zu erstellen, werde ich hier ganz klar formulieren, dass die Kamera zu keinem Zeitpunkt irgendetwas aufgenommen hat und weder der erfolglose Startversuch im Hof des Händlers, noch die Arbeiten auf der Hebebühne, der dann folgende (immer noch) erfolglose Startversuch oder das anschließende Herausschieben mit vereinter Manpower unter fröhlichem Lästern über meinen Frontbügel zu sehen oder zu hören ist. Ginge ja auch gar nicht, die Fahrzeugbatterie war ja bestimmt abgeklemmt und die Kamera hat ja keine eigene Pufferbatterie. Ach Moment, doch, die hat ja eine! Dann muss ich vielleicht doch mal auf der Karte nachsehen…
Was ich aber genauso deutlich formuliere: Die GPS-Überwachung hätte sich gemeldet, wenn der Bus den Hof verlassen hätte. Das funktioniert zuverlässig und eine Meldung kam ja auch – genau in dem Moment, als er bei uns auf dem Hänger stand und weggezogen wurde… der dringende Verdacht liegt also durchaus nahe, dass es keine Probefahrt gab und der Bus die Werkstatt nie verlassen hatte.
Wie dem auch sei, das vorläufige Ende war die Abholung des Busses und eine erneute, sehr freundlich verfasste Kulanzanfrage meinerseits an VW unter Schilderung der Ereignisse. VW meldete sich relativ zeitnah – ich meine, knapp zwei Wochen später während unseres Urlaubs und teilt mir mit, dass der Bus schon 8 Jahre alt sei und damit keine Garantie mehr habe. Die Aussage überrascht mich nicht wirklich. Und wenn ich ehrlich bin, war mir beides schon irgendwie bekannt – dass der Bus 8 Jahre alt ist und auch, dass er keine Garantie mehr hat… Parallel meldet sich die Versicherung mit einem Gutachter, da dieser einen eventuellen Folgeschaden durch Marderbiss prüfen wolle. Im Motorraum war ein Marder, das steht außer Frage. Ob ein Marder allerdings einen Keilriemen anknabbert, vermag ich nicht zu sagen, bezweifle es aber. Das kommuniziere ich auch offen und ehrlich an den Gutachter, würde mich aber natürlich freuen, wenn sich die Versicherung am Schaden beteiligt.
Urlaub vorbei, neues Schreiben an VW, dass mich die Antwort leider nicht zufriedenstellt, weil kein Bezug zur Vorgehensweise des Autohauses genommen wird und auch keine Antwort auf die Frage erbracht wird, warum VW seit 2011 ob der Fehlkonstruktion weiß und den Kunden nicht darauf hinweist. Das hatte ich nämlich zwischenzeitlich in Erfahrung gebracht. Es gibt seit Ende 2011 serienmäßig eine andere Abdeckung des Zahnriemengehäuses, die das Problem lösen soll und es dem kaputten Keilriemen erschwert, zum Zahnriemen durchzudringen. Wären in der Zwischenzeit bei mir Arbeiten am Riemen nötig gewesen, hätte VW nach der TPI 2027582/3 (ohne Gewähr!) tätig werden müssen. Ich hätte es aber gut gefunden, wenn ich unabhängig davon informiert worden wäre. Auf jeden Fall kommt solch ein Schaden häufiger vor, mit teilweise dramatischen Folgen. Und ich bin schon ein Stückchen froh, dass mir das, allein im Auto, im heimischen Städtchen in einer Nebenstraße passiert ist und nicht auf Elba, während wir mit drei Kindern hinten drin eine steile Serpentinenstraße zum Strand hinunter fahren und ich später dann auf italienisch erklären müsste, was genau der Keilriemen mit dem Zahnriemen zu tun hat.
Den Bus schleppen wir schließlich in eine freie Werkstatt, deren Herangehensweise sich positiv zur VW-Werkstatt unterscheidet. Die erste Analyse geht dort dahin, dass zuerst endoskopiert wird, d.h. die Injektoren werden herausgeschraubt und in das Loch wird mit einer Endoskopkamera reingeschaut – falls man sieht, dass es auf einen Tauschmotor herausläuft, kostet diese Analyse dort um die 50€. Ein parallel angefragter Motoreninstantsetzer veranschlagt für die genaue Analyse um die 500€, was ich sogar auch noch bereit wäre zu zahlen, allerdings möchte der den Motor auf Palette geliefert haben und baut selbst nicht aus – fällt also flach. Endoskopie also: Nichts zu sehen, nächster Schritt, Kopf runter. Der Rumpfmotor und Kolben haben überlebt, der Kopf muss neu. Schon etwas Erleichterung. Einen Tauschmotor würde es im Internet mit Abholung des Autos (deutschlandweit) und Einbau komplett für rund 4.000€ geben – woher dieser allerdings stammt und wie vertrauenswürdig die Angaben sind, vermag ich nicht zu beurteilen. Ich bin deshalb froh, dass ich das nicht in Anspruch nehmen muss.
Das Ende vom Lied: Gesamtkosten von rund 1.900 Euro bei VW inklusive einer so unschönen und unnützen Erfahrung, die mich VW und insbesondere dem Vertragshändler in Vaihingen den Rücken kehren lässt und anschließend die Kosten für Analyse, Kopf und Einbau in Höhe von rund 2.800 Euro bei der jetzigen Werkstatt meines kompletten Vertrauens. Dazu kommen noch Abschleppen, Anhänger besorgen (was Dank der super Unterstützung des benachbarten Klassikwerk 74 perfekt lief), Ersatzauto finden und zig kleine Dinge, die Geld und Zeit kosteten. Braucht man nicht, am Ende ist man aber froh, wenn es vorbei ist.
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