14.12.05, Tag 33, Timaru (Südinsel, Ostküste) von Simon
Die Südinsel ist offensichtlich wirklich schöner (oder spektakulärer) als der Norden Neuseelands. Alleine der Kontrast, wenn man aus dem regnerischen und extrem windigen Wellington nach 3 Stunden Fähre im sonnigen und fast schon zu heißen Picton ankommt, scheint schon unwirklich. Leider ging’s genau so mit Serpentinen weiter, wie es auf der Nordinsel aufgehört hat und erst am Nachmittag wurden die Straßen wieder angenehmer. Das Tagesziel, Nelson, ein sonnenverwöhnter Küstenort mit ewig langen Stränden und winzigen vorgelagerten Inseln, wurde sauber erreicht und wir fanden auch ein günstiges Motel mit sehr nettem Host. Der schon ältere Mann war überrascht, dass wir nur zwei Wochen in Neuseeland verbringen, meinte aber in einem Atemzug, dass er vor einer Weile 10 Tage Europa per Kreuzfahrtschiff gemacht hat und an einem Tag auch Deutschland gesehen hat(!).
In den letzten Tagen haben wir wieder fleißig Kilometer auf die Uhr unseres Südinselautos gespult – jetzt ein kleiner Geländewagen, der sich ansonsten (sieht man von der Optik ab) analog zu unserer ersten Büchse verhält: Keine Leistung, dafür aber klein, unbequem und langsam. Von Nelson aus sind wir in Richtung Norden los, um dort die Strände und die größte Wasserquelle Australiens und Neuseelands zu erkunden – danach ging es an die Westküste, wo wir dann zum ersten Mal „richtige“ Wildtiere (Vögel und tote Possums ausgenommen) gesehen haben: Robben. Wer es noch nicht weiß, Robben riechen furchtbar, vor allem, wenn viele auf einem Haufen zusammenkommen.
Auch von der Bevölkerungsdichte her, ist es so, wie wir uns das vorgestellt haben. Hier im Süden gibt es einfach keine Menschen. Wir haben gestern in einem Ort übernachtet, der vielleicht ein paar Hundert Einwohner hat. Genauer gesagt, waren wir in einem Teilort: Haast Beach – nach Haast Township muss man dann noch 4 km fahren. Haast Beach liegt, wer hätte es gedacht, am Meer. Ein wirklich wunderschöner, breiter Strand, kilometerlang, fast menschenleer und dazu noch recht warmes Wasser. Einziger Wermutstropfen: Jeder Zentimeter Haut, der sichtbar ist, wird gnadenlos von Sandflies (übelste Stechfliegen) zugenagelt – baden fällt also aus.
Zudem mussten wir in Haast Beach die Abgründe der Motelbesitzerzunft kennen lernen – leider hatten wir schon gezahlt, als wir den Raum sahen. Ein uraltes, bis zum Boden durchgelegenes Bett, eine alte, zerfallene Kommode und ein penetranter Parfümgestank, der wohl irgendwelche anderen Gerüche überdecken sollte. Aber egal, eine Nacht wird’s gehen.
Um dem Mief zu entgehen, sind wir abends in den Hauptort gefahren und in die dortige Kneipe eingekehrt, haben gut gegessen und festgestellt, dass wir uns in so einem Ort (bestehend aus zwei oder drei Motels, einem Supermarkt und zwei Kneipen) nach spätestens einer Woche erschießen würden. Das Traurige für die (auch hier vorhandene) Dorfjugend – in den nächsten, ich glaub, 68 Kilometer kommt einfach nichts mehr (nichts!), wo man hingehen könnte. Trotzdem gibt es für die paar Touristen, die sich hier her verirren, das volle Programm an Zeitvertreib, vom Helikopterflug zu den Gletschern „Franz Josef“ (ja, der heißt so) und „Fox“, die wir auch, allerdings per Pedes besucht haben, bis zum Hirscheschießen im allüberall vorhandenen Wald. Auf der Heimfahrt ins Motel sind wir dann auch an der Hirschzucht vorbeigefahren, in der das zu jagenden Rotwild für den ungeübten Hobbyschützen gemästet wird (wahrscheinlich wären die Viecher sonst zu schnell auf den Beinen, um sie zu erwischen ;-))
Aber nun zu etwas anderem, das die Welt erfahren sollte: Durch das exzessive In-der-Gegend-herumfahren beginnen wir auch langsam aber sicher, die neuseeländischen Verkehrsregeln zu begreifen und hier gibt es zwei Punkte, die uns keiner gesagt hat. Zum einen verwirrend (und hier ein Gruß in Richtung Leonberg zur Haus- und Hoffahrschule unserer IT): Beim Einfahren in einen Kreisverkehr (natürlich links herum), blinkt man links, wenn man die erste (linke) Ausfahrt nehmen will, man blinkt nicht, wenn man geradeaus durch will und man blinkt rechts, wenn man rechts heraus will. Das Ganze wird aber noch zusätzlich durch diejenigen, die generell keine Lust haben, zu blinken, aufgefrischt. Im Prinzip gilt: Bremsen, Schauen und Vollgas!
Die zweite Besonderheit, die uns durch mehrfaches Kopfschütteln anderer Fahrer aufgefallen ist: In Neuseeland fährt man links, klar. Es gilt aber die Regel „rechts vor links“, wie auch bei uns. Ok, damit kommt man noch zurecht. Was aber etwas verwirrend wirkt; auch der Gegenverkehr hat beim Rechtsabbiegen Vorfahrt. D.h. ich fahre auf einer Vorfahrtsstraße und will links herum abbiegen. Wenn mir jetzt jemand entgegen kommt, mich blinken sieht und ebenfalls den Blinker (von ihm gesehen nach rechts) setzt, kann er mir in die Seite donnern und ich hab Schuld – clever! Er muss praktisch meine Spur überqueren und hat trotzdem Vorfahrt.
Gletscher Franz Josef
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