Eigentlich Teil 3, wobei zwei Mal Brombachsee in Folge als einmal zu zählen sind. Ich dachte wirklich schon wir verkommen, kaum ist unser Sohn da, zu Dauercampern. Es mag der Tag kommen, von dem an wir fortan in jeden Oster-, Pfingst- und Sommerferien nur noch an den einen und einzigen Campingplatz fahren, um dort jahrein, jahraus die selben anderen Dauercamper wieder zu sehen und uns darüber aufzuregen, dass der Rasen der Nachbarn wieder Mal verdächtig ungepflegt erscheint. Der Tag mag kommen, da der Mut der Menschen erlischt, da wir unsere Gefährten im Stich lassen und aller Freundschaft Bande bricht. Doch dieser Tag ist noch fern.
Zum Thema. Wir schreiben den 9. Juni 2014 und wir schreiben das auf Elba, der größten der sieben Inseln des toskanischen Archipels. Vor recht genau 200 Jahren saß hier Napoleon – wie ich – an ziemlich genau diesem Ort auf der Terrasse seiner Ferienwohnung, trank Bier wie ich, aß Erdnüsse wie ich und – ihr erratet’s – wie ich tippte er in sein Tagebuch auf dem Macbook die Frage, wie er als ehemaliger Herrscher Europas mit einer nun nur noch 1000 Mann starken Armee über die Runden kommen sollte.
Alle Angaben aus Wikipedia und ohne Gewähr.. ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, wer der Typ ist – ich hätte schwören können, der hat hauptsächlich Waffeln vertickt.
Auf Wikipedia liest man auch, dass Napoleon zum Schutz vor Anschlägen in einer Uniform eines russischen Generals anreiste und auch hier gibt es schon wieder eine Parallele zu uns, da auch ich mich mit dem Ludwigsburger Kennzeichen am Auto durchaus ein bisschen unwohl fühle und mir deshalb ein selbstgebasteltes Diplomatenkennzeichen an den Bus geklebt habe. Ich behaupte, die Hälfte der hier angetroffenen Autos haben deutsche Kennzeichen und davon wiederum mindestens die Hälfte süddeutsche, gefühlt jeder 20ste kommt aus dem Kreis LB. Vielleicht liegt es daran, dass wir vorher nie in den Baden-Württembergischen Schulferien gereist sind, wahrscheinlich aber eher an der dem Reiseführer entnommenen Tatsache, dass die Häuser hier auf Elba irgendwann in den 1980ern mal sehr sehr billig waren. Da konnte dann einfach kein Schwabe und laut meiner Kennzeichenstatistik auch kein Münchner dran vorbeigehen, was zur Folge hatte, dass die Insel nun fest in süddeutscher Hand ist.
Seit dem 7. Juni sind wir hier, angekommen nach einer langen Autofahrt, die besser nicht hätte laufen können. Plan war, über Nacht zu fahren, damit zum einen der Verkehr nicht allzu hinderlich wird und zum anderen das Kind durchschlafen kann und sich nicht zu Tode langweilt. Die Fähre von Piombino nach Portoferraio sollte um 11:55 Uhr abfahren, laut Navi sollte unsere Ankunft gegen 4:30 Uhr (ohne Pausen, Tankstopps, Fahrerwechsel und Pannen) möglich sein, also war viel Puffer für die gerade geklammerten Dinge drin. Vor einer Panne hatte ich keine Angst, wohl aber vor irgendetwas am Motor, das mich dazu zwingen könnte, den Kofferraum leer machen zu müssen, um an selbigen zu kommen. Der Bus war nämlich erschreckend und sprichwörtlich bis unter’s Dach vollgestopft. Lange Worte zur Fahrt spare ich mir, da es keine besonderen Vorkommnisse gab, außer dass ich die Autobahnen in der Schweiz wirklich hasse – nicht weil es, sie innerhalb von 14 Tagen zweimal zu befahren, 33 Euro kostet, sondern weil es so furchtbar viele Tunnel sind und immer dann ein Blitzer kommt, wenn man gerade dabei war, Schwung für den nächsten Hügel mitzunehmen. Als mich ebenfalls in der Schweiz dann irgendwann das Attention-Assist-Kaffeesymbol der vor mir fahrenden E-Klasse bemerkte und sofort Alarm schlug, wurde es Zeit für einen Fahrerwechsel. Mit weiteren Wechseln und einer ausführlichen Frühstückspause fuhren wir gegen 8:00 Uhr morgens auf der richtigen Check-In-Spur der Moby-Fähren auf das Hafengelände ein, im Glauben nun totmüde mit einem hellwachen und ausgeschlafenen Kind 4 Stunden lang triste Hafenromantik zu erleben.
Zuvor aber durch die Eingangsschranken. Der Wachposten in der Einfahrt sagte zu mir irgendetwas italienisches, ich erwiderte Buongiorno. Eines meiner drei Worte, die ich auf italienisch auswendig kann. (Die zwei anderen sind ‚caldo‘ = ‚heiß‘ – das kenn ich, weil es auf der Verpackung der Apfeltasche beim Mc steht und ‚euro‘. Das ist deren Währung und bedeutet ‚Euro‘ – der Wechselkurs steht im Übrigen gerade bei etwa 1:1 zu unserer Währung, was beim Umrechnen meist Zeit spart). Beeindruckt von meinem ‚guten Morgen‘ (es kommt immer gut an, wenn man sich ein paar Floskeln und Worte des Reiselands drauf schafft) und von unserem im Voraus bezahlten und ausgedruckten Ticket sagte der Mann noch mal was auf italienisch und kurz bevor ich ein schlagfertiges ‚caldo‘ einwerfen wollte, sah er scheinbar in meinen Augen die Schädelrückwand durchschimmern und meinte auf englisch und mit verzweifeltem Unterton, bei dem man tatsächlich das innerliche Kopfschütteln hören konnte, ‚Number 6‘. Tatsächlich gab es eine Fahrspur, die mit 6 beziffert war und ich folgte dieser bis zu einem anderen Mann, der statt zu reden direkt auf das Ticket sah und mir per Geste zu verstehen gab, dass ich einfach noch weiterfahren sollte, bis zum dritten Mann im Bunde, der wiederum das Ticket ansah, dann einsteckte und mich Richtung einer Fähre winkte, die gerade am Beladen war. Tja, da fuhr ich dann mal drauf, obwohl Carina von hinten mit zusammengepressten Zähnen flüsternd schrie „DAF IFT KEINE FÄHRE VON MOBYLINE!“. Tatsächlich war sie das nicht. Und wahrscheinlich war es dumm, einfach drauf zu fahren. Wer kennt nicht das Gefühl, wenn man in einer fremden Stadt in die U-Bahn steigt und versucht, anhand den Plänen an der Decke herauszufinden, ob man eigentlich gerade in die richtige Richtung fährt? Jetzt stellt euch das in einer Fähre vor. Da hängt NIRGENDS ein Hinweis, wo das Ding hinfährt. Nirgends. Und den Kapitän fragen geht natürlich auch gar nicht.. „Excuse me mister ferrydriver.. funny story.. I just drove onto your ship, without knowing..“. Doch während ich mich noch frage, was die Fähre zurück von Afrika wohl kosten mag und ob wir dann trotzdem noch zur CheckIn-Uhrzeit um 15:00 Uhr in der Ferienwohnung ankommen werden, landen wir schon auf Elba. Passt!
Das Navi leitet uns zielsicher über zig verfluchte Bremshügel (Gott, wie ich sie hasse!) nach Capoliveri, ab da wurde es dann allerdings etwas zäh. Nach ewiger Suche durch absolut busuntauglich verwinkelte Gassen fanden wir endlich das Restaurant, das – irgendwie – zu den Ferienwohnungen gehören sollte, aber an einem ganz anderen Ort als die Ferienwohnungen liegt. Bei drei Millionen Touristen pro Jahr sollte man annehmen, dass jemand, der beispielsweise ein Touristenrestaurant führt, englisch spricht. Eigentlich hatte ich sogar mit deutsch gerechnet. Nee, italiano. Ausschließlich. Das Thema klärt dann schließlich Noa, indem er sich vor die Kasse bzw. eher vor dem dort stehenden Lutscherregal aufbaut, mehrere Minuten süß aussieht und darauf zeigt. Das hält die Bedienung nicht aus, schenkt ihm einen Lutscher und uns die Aufmerksamkeit, die wir brauchen. Ja, sie gehören zu den Ferienwohnungen und ja, sie ruft jemanden an, der nicht nur die Heimatsprache spricht. Tatsächlich erhalten wir dann die Zusage, dass wir in etwa einer Stunde in die Ferienwohnung können (was gut ist, da wir offiziell erst 4 Stunden später angekommen wären) und solange gerne hier im Restaurant warten können oder auch ein bisschen den Strand anschauen.
Als auf Pünktlichkeit getrimmte Deutsche sind wir nach 59 Minuten vom Strand zurück. Da noch niemand zu erblicken ist, essen wir im Restaurant zu Mittag. Da noch immer niemand da ist, frägt Carina noch mal nach. Sie würden noch mal anrufen und dann käme jetzt gleich jemand, der uns abholt. Ich höre mich noch weltmännisch abgeklärt lachen, dass man das ja weiß und die Zeit ein bisschen gestreckt wird in südlichen Ländern. Da wird aus einer Stunde halt mal anderthalb – alles kein Problem, jetzt geht’s ja gleich los.
Eine dreiviertel Stunde später, Carina und Noa sind mittlerweile in den schattig geparkten Bus, um – wie sich später herausstellen sollte – erfolglos einen Mittagsschlaf zu versuchen und ich sitze in Unkenntnis des lokalen Wifi-Passworts und damit zu Tode gelangweilt auf der Treppe des Restaurants, als ein Rettungsschwimmer auf mich zu kommt. Nicht so einer, wie aus dem Fernsehen, sondern so einer, der mich körperlich nicht gleich in Minderwertigkeitskomplexe stürzt. „You’re the one waiting for the keys?“ – „I’m the one.“ Irgendwie frage ich mich schon, warum ein Rettungsschwimmer die Schlüssel übergeben sollte. Und ob ich jetzt einem fremden Typen, der mir irgendwelche Schlüssel gibt, die Kaution für die Wohnung überreichen solle, damit dieser anschließend lachend wegrennt. Noch bevor ich mir diese Frage beantworten kann, meint der Bademeister, dass er nicht der Schlüsselüberbringer sei, sondern die Überbringerin ihn gerade angerufen habe, und sie jetzt ankommen würde (she is now arriving). Dieses Mal in echt. Irgendwann (was wird es gewesen sein? Vielleicht noch mal so eine halbe Stunde später?) folgt noch ein „jetzt dauert es noch 2 Minuten“ und nachdem diese 15 (deutsche) Minuten auch um sind – zack – sind wir auch schon in der Ferienwohnung. Man könnte nun schlechte Laune haben, nach der durchgefahrenen Nacht und dem reibungslosen Ablauf auf der fremden Fähre sind wir aber durchaus zufrieden und ziehen nach ganz kurzem Genießen der Aussicht einen Mittagsschlaf (nun erfolgreich) vor.
Die nächsten Tage sind mit Strand, Strand und Strand zu beschreiben. Zwischendurch auch mal eine Stadt anschauen, wobei das dank einspuriger Altstadtgassen, entgegenkommenden Kamikazerollern, todessüchtigen Rentnern und immer und immer wieder den Bremshügeln für Fahrer und Bus so nervenaufreibend ist, dass auch die idyllischste Innenstadt die Laune nicht mehr ganz retten kann. Ein Kleinwagen wäre was. Mitten im rückwärts Rangieren tönt dann immer wieder die anklagende Stimme von Noa, der mir mit wiederkehrendem „Meer. Meer. Meer. Meeeer.“ klar machen möchte, dass er Städte nicht so gut findet, sondern mehr ein Strand-Typ sei. Seit Ankunft auf Elba hat sein 20-Worte-Wortschatz eine neue Top-3. Meer, Sand, Sonne. Die Frage, ob er Mama oder das Meer lieber hat? Meer. Papa oder Sand? Sand.
12. Juni 2014. Beginn der Fussball-WM. Der vorhandene Fernseher, der auch deutsches Fernsehen empfängt, zeigt einen Hinweis, dass er aus lizenzrechtlichen Gründen kein Fussball zeigt. Dann halt Rai Uno oder wie die hier heißen. Oder ich schau, ob das nicht eine Motorschüssel ist und ich fahre sie auf 19,2 Grad Ost. Einen Passwortschutz erwarte ich nicht, da ich mich schon erfolgreich auf beiden hier sichtbaren WLAN-Routern mit dem Standardpasswort anmelden und den Hotelsafe – ebenfalls mit dem Standard-PIN – öffnen konnte. Beim DLINK-Router ist es admin/admin (das wusste ich noch von meinem ersten Router vor rund 100 Jahren, der baugleich mit dem hier ist) und beim TP-Link-Router ist es admin/1234 – das wusste ich nicht, der Router schreibt das aber freundlicherweise in die Titelzeile des Browserfensters, wenn man ihn fragt. Anmelden musste ich mich notgedrungen, nachdem hier das WLAN ausgefallen ist und scheinbar niemand danach schaute. Leider konnte ich nichts ausrichten, da das Problem wohl DSLseitig bestand und so musste ich – nachdem ich die MAC-Adresse der nervigen über uns wohnenden Biberacher Familie geblockt habe – das Setup wieder zurück auf italienisch umstellen und mich abmelden. Am Tag danach, das war dann der 10. oder 11. Juni, saß dann ein Mensch mit Notebook lange auf der Terrasse und sah so aus, als hätte er Ahnung. Er fluchte viel auf italienisch (interpretiere ich so) und schüttelte oft den Kopf, am Ende des nächsten Tages lief es aber wieder. Die Internetverbindung hier ist wichtig, da ich nur dank dieser nach dem Hotelcode unseres Safes googlen konnte. Dummerweise hatte ich nämlich den elektronischen Safe abgeschlossen, ohne vorher einen eigenen Code vergeben zu haben. Das hieß, der Code des Gastes vorher war drin und aktiv. Um mich vor der Schande zu schützen und bei der ausschließlich italienisch sprechenden Besitzerin nachfragen zu müssen, war Google die bessere Methode. Tatsächlich dauerte es 1 Minute und der Safe war offen.. Falls mal jemand danach sucht und hier landet: Der Hotelcode für einen elektronisch gesicherten „Juwel“-Safe ist – wenn er wie hier nicht geändert wurde – 9x die Null, d.h. man muss ‚C‘ drücken, dann 000 000 000 und dann ‚E‘. Und man kommt sich wie ein Safeknacker vor, wenn man das Schloss dann rattern hört. Der Safe steht seitdem bei uns offen und die Wertsachen liegen wild davor vertreut – bringt ja eh nichts. Natürlich werde ich die Leute hier darauf hinweisen – die das mit Sicherheit schon wissen, da ich bestimmt nicht der erste Depp bin, der den Safe nicht mehr öffnen kann.
An unserem Tagesablauf hat sich nicht viel geändert und wir sind fast ausschließlich am Strand, wobei wir mittlerweile doch schon ein paar verschiedene Strände durchprobiert haben. Anfahrtstechnisch sind alle nicht einfach und vom Nobelstrand mit eigenem Parkplatz, der zwar per Schranke (die wir per Fernbedienung öffnen können! Wenn wir noch mal herkommen, nehme ich eine lernbare Fernbedienung mit und öffne sämtliche Schranken auf Elba!) vom restlichen Pöbel abgeschottet wird, dafür aber nur erreicht werden kann, wenn alles Strandgepäck im Bus vorher ganz nach hinten geräumt wird, damit er die Schnauze nicht im Boden vergräbt, bis zum Ministrand, von dessen noch kleinerem Parkplatz eine einspurige Stichstraße mit Gegenverkehr im ersten Gang mit schleifender Kupplung und driftendem Heck hochgefahren werden muss, um wieder in die Zivilisation zu gelangen. Am Strand selbst fällt immer wieder auf, dass die Italiener – vor allem die italienischen Frauen – Noa lieben. Er hat eine Masche entwickelt, dass er hübsche, sich sonnende Mädels zuerst mit Sand bewirft und wenn sie ihn dann zur Kenntnis nehmen, er sein Sonnenschutz-T-Shirt hochzieht, damit seinen Bauch entblößt und mit einem selbstgedichteten Meer-Lied (geht: „Meer. Meer. Sand. Meer. Sonne“) von einem Bein auf’s andere hin und her tanzt. Die Frauen sind reihenweise verzückt und sagen Dinge, wie „tu bello“ („Du Hübscher“), nehmen ihn in den Arm und wollen ihn küssen. Tatsächlich funktioniert die Masche auch – wie soll es nach der Apfel-fällt-nicht-weit-vom-Stamm-Theorie auch anders sein – wenn ich das eins zu eins durchziehe. Sie rufen dann oft „stronzo tedesco“ („Starker Deutscher!“ – kommt wahrscheinlich vom englischen ’strong‘) und werfen spielerisch Sand zurück. Nur küssen wollen sie mich nicht (nur einmal und das war, so glaube ich, vorher mal ein Mann) und wenn ich ganz ehrlich bin, weiß ich natürlich auch, warum. Der Ehering, das Teufelsding.
Auf das Wetter bin ich bisher noch gar nicht eingegangen. Es ist schlicht perfekt, allerdings zur Mittagszeit nur im Schatten gut auszuhalten. Im Reiseführer steht, dass man Anfang Juni noch mit einigen Regentagen rechnen müsse – dafür gibt es aber keine Anzeichen. Ansonsten liegen wir den lieben langen Tag in der Sonne, lassen es uns gut gehen und denken häufig darüber nach, wie viel schlechter es uns gehen könnte. Wir könnten krank sein, zum Beispiel. Oder es könnte regnen.
14.06.2014. Wir sind alle krank. Schnupfen. Außerdem sieht es nach Regen aus, was ich zwar anfangs noch als kleine Wolke abgetan habe, wir dann aber stutzig wurden, als die Fischer hier panisch begannen, ihre Boote an Land zu holen und ehrfürchtig etwas von „El Niño“ zu raunen. Jetzt donnert es gerade. Das wäre natürlich schade, wenn heute Nacht der Regen das Sat-Signal so stören würde, dass die ganzen Italiener hier das Spiel England-Italien nicht sehen könnten. Höhö. Vielleicht sind wir deshalb krank, weil wir zu gehässig sind. Dann melde ich mich vielleicht noch mal schnell am Router an und sperre die restlichen Endgeräte hier auch noch – eh schon krank, dann können wir es denen auch richtig versauen. Allerdings muss ich sagen, dass die, die hier freundlich zu uns sind, fast immer italienisch sprechen – die Deutschen reden nicht mit anderen und sind schon gar nicht freundlich. Und sagen auch nichts mit bello zu unserem Kind. Die Deutschen hier unterhalten sich über das gute Franziskaner-Bier, das es in der deutsch angehauchten Strandbar gibt, sie unterhalten sich über den super Preis, den sie für ihre Ferienwohnung gezahlt haben, über faule Italiener und auf der Straße bauen sie ihre Unfälle mit anderen Deutschen, weil es zum einen einfacher mit der Versicherung ist und zum anderen die Italiener – und das mag komisch klingen – anständiger fahren. Nicht nur einmal habe ich eine Verkehrsführung nicht sofort verstanden oder mit für diese Steigungen untermotorisiertem Bus Schwung mitnehmen müssen und ich bin mir sicher, dass ein Deutscher nicht freundlich lachend gebremst hätte. Ein Italiener schon. Dass sie faul wären, können wir ebenfalls nicht bestätigen. Mit einem Sohn, für den neben Meer und Sand nach wie vor Baustellen das größte sind, bekommt man ein Auge dafür, ob jemand arbeitet oder nicht.
Halbzeit, noch eine Woche.
17.06.2014. In der Nacht kam es tatsächlich zu einem sehr heftigen Gewitter, was insgesamt um die 3 Stunden anhalten und wie schon gedacht die gesamte Spielzeit der Italiener abdecken sollte. Zusätzlich zum prophezeiten TV-Ausfall war ab kurz vor 0:00 Uhr auch kein Internet mehr da (ohne mein Zutun) und um dem ganzen die Krone aufzusetzen, schlug gegen halb 2 der Blitz auf dem Gelände – gefühlt direkt neben unserem Schlafzimmer – in eine Leitung ein, womit dann auch der Strom weg war.
Trotz der Tatsache, dass der Donner die Scheiben zum Vibrieren brachte und die ganze Zeit über an eine Unterhaltung in Zimmerlautstärke nicht zu denken war, pennte Noa ohne ein Zucken durch. Ich nicht. Ich dachte bei dem Wetter besorgt an den Bus und die Frage, ob alle Scheiben geschlossen sein mögen, war noch das kleinste Problem. Der Bus war direkt unterhalb eines steilen Hügels, direkt vor einer alten Steinmauer, die diesen vor dem Abrutschen sichern sollte, geparkt und draußen floß das Wasser in Strömen.
Als die Sonne schließlich aufging und das Wetter sich beruhigt hatte, brachte ein Besuch beim Parkplatz die Erkenntnis, dass zum einen die Scheiben alle zu waren, zum anderen aber die unterste Reihe der Steinmauer fehlte. Die dazu passenden Steine scheinen verschwunden und ich habe die starke Vermutung, dass der ein oder andere davon den Bus eventuell berührt hat.. Außer dem Schuhabdruck vor dem Bus – wahrscheinlich von demjenigen, der die Berührung mit dem Bus vertuschen will – bleibt mir leider keine Spur. Und da ich wieder Mal keinerlei Detektivausrüstung dabei habe (weder das Micky-Maus-, noch das YPS-Equipment), sind mir die Hände gebunden. (Nachtrag 19.06.: Ein Gipsabguß des Schuhabdrucks hat mich nun doch ein Stück weitergebracht. Es handelt sich um den Abdruck eines rechten Flip-Flops der Marke ‚Reef‘ in Größe 43! Und jetzt kommt es: Genau solche Flip-Flops habe ich hier dabei! Das bringt mich zu dem Schluss, dass der Täter frühmorgens nach dem Unwetter bei uns eingebrochen ist, meine Flip-Flops entwendet hat, die Steine verschwinden ließ und schließlich die Schlappen wieder zurückgestellt hat.. Vermutlich einer der Biberacher, aber beweisen kann ich nun natürlich nichts mehr.)
Das Internet geht übrigens jetzt wieder. Nach knapp 3 Tagen, an denen wir sehr häufig den Internettypen kopfschüttelnd vor seinem Notebook auf der Terrasse sitzen sahen. Zeitgleich fiel die Schranke zum Strand aus und, man mag es nicht glauben, der genau selbe Typ saß kurze Zeit später daneben und schüttelte den Kopf – jetzt mit Schraubenzieher statt Notebook in der Hand. Die defekte Schranke störte wenig, nur Noa war ein bisschen enttäucht, da sein Job, den Knopf auf der Fernbedienung zu drücken, nun nicht mehr vorhanden war.
19.06.2014. Übermorgen müssen wir schon wieder los. Das Wetter war die letzten Tage etwas durchwachsen, wobei es bis auf zwei Tage aber immer strandtauglich war. Neben dem Strand haben wir wieder mehrere Städte und Dörfer angeschaut, sonst ist aber nicht wirklich viel passiert. Seit dem 4:0 der deutschen Mannschaft gegen Portugal grüßen die Nachbarn nicht mehr.
Für die Heimfahrt bin ich zuversichtlich, dass der Bus wenig Probleme macht, wobei ich es etwas verdächtig finde, dass er seit Abfahrt in Deutschland keinerlei Wasser- und Ölverbrauch, wohl aber einen sehr hohem Spritverbrauch hat. Entweder er wollte endlich mal wieder raus oder er bereitet im Stillen etwas Großes vor. Einen Motorschaden oder so. Der Sprit ist echt teuer hier und der hohe Verbrauch auf der Herfahrt lässt sich nur zum kleinen Teil mit der Erkenntnis von Carina „Uh, der hat einen fünften Gang?!“ erklären. Dummerweise müssen wir so oder so hier noch mal tanken – auf der Herfahrt lag der Spitzenpreis bei 1,98 Euro pro Liter, wobei das nachts auf einer Autobahntanke war und ich nicht an eine Self-Service-Säule gefahren bin. Der Typ hat mir dann seinen besten Sprit, ich nehme an Kerosin, in den Tank geschüttet. Bin ja selbst schuld, wenn ich kein italienisch kann. Hier auf Elba bin ich dann bewusst an eine solche Selbstzapfersäule gefahren mit dem Ergebnis, dass da trotzdem ein Typ angesprungen kam und ‚Full?‘ meinte. Ich sagte ‚Si! Full, per favore.‘ und er legte los. Nach einer Minute sagte uns die Zapfsäule durch energisches Klacken, dass der Tank nun ‚full‘ wäre. Das ignorierte er und drückte solange weiter, bis der gute Stoff die B-Säule hinunterlief. Er schaute zu mir hoch, grinste ähnlich stolz wie Noa, wenn er ohne Windel volles Rohr auf das am Strand ausgelegte Handtuch pinkelt und meinte: ‚Full!‘. Zwei Tage später war der Benzingeruch aus dem Bus auch schon verschwunden. Immerhin war der Sprit mit 1,78 Euro ein super Schnäppchen.
Jetzt fast am Ende dieser Reise muss ich mir zwei Dinge notieren:
- als Belohnung für all die überstandenen Bremshügel bekommt der Bus ein neues Fahrwerk.
- wir kommen wieder! Irgendwann.
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