Der Fensterheber hinten links war schon lange kaputt – um genau zu sein, schon als ich den BMW im letzten Frühjahr gekauft hatte. Der Verkäufer hat wahrscheinlich vergessen, mir das zu sagen (…) und ich, es zu testen (wer testet schon die hinteren Fensterheber?). Auf jeden Fall hatte ich das Problem, dass sich das Fenster im geschlossenen Zustand einfach per Hand (von aussen) nach unten drücken lies. Eher ungeschickt, um die Karre auf einem unbeleuchteten Hinterhof im Ghetto von Remseck stehen zu lassen. Der Fehler konnte nach der Zerlegung der halben Tür schnell gefunden werden: Die Scheibe ist an einem Schlitten aus Aludruckguss befestigt, der durch einen Zug hoch und runtergefahren wird. Dieser Schlitten ist nach oben hin ausgebrochen, was zur Folge hatte, dass die Scheibe zwar elektrisch runter-, nicht aber wieder hochfahren konnte… Das Originalteil bei BMW sollte ca. 200 Euro kosten – zu teuer für ein Fenster an einem hinteren Platz, auf dem alle zwei, drei Wochen mal jemand mitfährt (und ‚jemand‘ ist in dem Fall Synonym für ‚Regenschirm‘ oder ‚Jacke‘). Ich habe mir damals so geholfen, dass ich den Zug eine Etage weiter unten eingehängt (na, eher hingepfuscht) habe, damit ich fortan das Fenster zwar nicht mehr elektrisch auf, dafür aber ZU halten konnte. Und so verging Stunde um Stunde, ein Tag nach dem anderen, das Frühjahr wich dem Sommer, der Sommer (und damit die Versuchung, das Fenster zu öffnen) musste dem Herbst seinen Platz überlassen und spätestens als der Winter 2009/2010 (der, wie wir alle wissen, länger als zuvor Frühjahr, Sommer und Herbst zusammen dauern sollte) hereinbrach, schwand sämtliches Verlangen, das Fenster jemals wieder öffnen zu wollen.
Wie so oft im Leben endete aber auch dieser Winter und das Verlangen nach frischer Frühlingsluft entflammte erneut, als wäre es nie anders gewesen. Ein – das erste Mal seit einem Jahr wiederholt durchgeführter – Suchvorgang im großen Online-Auktionshaus zeigte dieses Mal einen Reparatursatz für den Gußschlitten in der Trefferliste. Für 18 Euro. Dafür kann man’s nicht selbst machen, also rasch die Bewertungen geprüft und bestellt. Um es kurz zu machen: Lieber den Magen verrenkt, als dem Wirt was g’schenkt .. hmm, ne…, anderes Sprichwort aus Schwaben .. Was nichts kostet, ist auch nichts! (Haja!) Um genau zu sein habe ich für die Einbauaktion zusätzlich zu den 18 Euro plus Versand einen kompletten Samstagnachmittag Zeit, das nervige Geschäft, das Fenster 3x aus und wieder einzubauen, blutige Finger und zu allem Überdruss einen bösen Rückfall in die Welt der Raucher bezahlt, der noch mehrere Wochen danach anhalten sollte. Im Endeffekt hatte ich das Ergebnis eines „ab und zu funktionierenden“ Hebers, dessen Zug sich nach dem 5ten Mal runter und hoch so verhedderte, dass gar nichts mehr ging (nach dem er deshalb das dritte Mal frisch aufgewickelt und eingebaut war, hab ich den Schalter abgeklemmt, damit niemand draufdrücken kann, die Tür zugehauen und mir ’ne Kippe angesteckt..). Da das nicht genug war, war nun auch die 100Ah(!)-Batterie der Karre komplett leer – ein fröhlicher Nachmittag voll Radio- und Fensterheberaktivität forderte seinen Tribut. Egal, die Scheibe war oben, das Auto zu und der Tag gelaufen!
Nun ist auch dieser Samstagmittag schon wieder lange her. Der Frühling zog ins Land, der Winter kam noch mal für lange Zeit zurück, bis ich irgendwann zu mir selbst sagte: Scheiß‘ auf die 200 Euro, bau‘ dir einen kompletten Fensterheber ein! Eine letzte Suche in den Weiten des Internet brachte aber statt dem teuren Original-, das nicht ganz so teure Zubehörteil hervor: 65 Euro (Update 2017: Mittlerweile deutlich günstiger – alternativ gibt es den Satz jetzt auch für unter 20 Euro bei Amazon). Bestellt, bezahlt, geliefert. So, und nun sind wir auch schon bei der Einbauanleitung. Um es vorweg zu nehmen: 1 Stunde Einbauzeit – inkl. kurzer Pause bei einem Teller Spätzle mit Soß‘ und der Unterbrechung, als ich die 5jährige Nachbarin vorbeilassen musste, die sich durch meine weit über den Gehweg geöffnete Tür gestört fühlte und diese Gefühle mit stetigem „mit ihrem Puppenwagen gegen den Lack der Tür pochen“ zum Ausdruck brachte.
Also, los geht’s! Zuerst einmal muss die Türverkleidung weg. Dazu die Schraube, die sich hinter einen kleinen Abdeckung in der Gruffmulde befindet (davon hab‘ ich natürlich wieder mal kein Foto gemacht, aber wenn ihr die nicht selbst findet, solltet ihr vielleicht jetzt mit dem Lesen aufhören und zum BMW-Händler fahren), lösen und jetzt einfach ringsherum die Verkleidung zu sich hin ziehen – ausser an der oberen Kante. Ist die Verkleidung unten, links und rechts gelöst, kann sie vorsichtig nach oben abgehoben werden. Sie ist mit so komischen Metallklammern festgesteckt und deshalb hat man beim Lösen zwangsläufig Angst, irgendetwas kaputt zu machen. Wie immer, die Angst einfach überwinden. Bitte auf die Kabel für Fensterheber (bei mir ja schon abgeklemmt), Lautsprecher und „Pfützenlicht“ achten – am besten alles abstecken und die Verkleidung in den Kofferraum legen.
Direkt hinter der Verkleidung kommt eine Art Dampfsperre oder Dämmung zu Tage. Diese – auch von ihr existiert kein Bild auf meiner Digicam.. – lässt sich (heute bei 30°C Aussentemperatur) leicht ablösen. Nachdem die Kabel durchgefädelt sind und die langen Fäden, die der Klebstoff zieht, mit den schweißnassen Händen und anhaltendem Gegeneinanderreiben derselben zu Klumpen vertüddelt wurden, findet auch diese ihren Platz im Kofferraum und ist damit aus dem Weg.
Jetzt heißt es, noch mal zum Kofferraum zu gehen, den Schalter für den Fensterheber aus der Verkleidung zu bauen und ihn wieder an seinen Stecker zu – na? – stecken. Die Scheibe muss nun soweit herunterfahren, bis der „Schlitten“ und die darin festgeschraubte Torxschraube (T30) sichtbar wird. Genau diese lösen und die Scheibe vorsichtig von Hand ablassen bzw. sichern.
Da jetzt die Scheibe gelöst und gesichert ist, kann oben die Leiste (die, mit den komischen Metallklammern, die die Verkleidung noch bis gerade eben an der Tür hielten) weggehebelt werden:
Jetzt die vertikale Verkleidung an der kleinen Seitenscheibe INNEN (als Erstes!) lösen und nach dem die drei Schrauben darunter entfernt sind, die äußere Abdeckung zuerst herunter drücken und dann nach oben herausziehen.
Ohne die Leisten oben, innen und außen kann nun die Scheibe vorsichtig (!) nach oben herausgezogen und – wo? – im Kofferraum deponiert werden.
So, jetzt braucht ihr einen E12-Außentorx… und den hat keine Sau… da ich im Frühjahr aber schon die Erfahrung des Ausbaus machen durfte, liegt dieser natürlich schon in der Werkzeugkiste parat (damals war der notdürftige Zusammenbau und eine Fahrt in den Baumarkt angesagt).
Mit ihm löst ihr die Schraube, die den Fensterheber oben mit der Tür verbindet. Auch davon gibt es keine Bilder… klar… aber mal ehrlich, ihr steckt die E12er-Außentorx-Nuss auf die Ratsche und jede Schraube, auf die die Nuss passt, ist die richtige (es gibt nämlich genau EINE in einer Tür!). Wenn die obere Schraube entfernt ist, greift noch mal in die Werkzeugkiste und holt euch einen 10er Ring- oder Gabelschlüssel, mit dem ihr die untere Befestigung lösen könnt (lockern reicht, muss nicht ganz raus).
Der komplette Fensterheber sollte nun nur noch über Bowdenzüge am Motor mit der Tür in Verbindung stehen. Die „Motor-Getriebe-Einheit“ lässt sich mit einem T20-Bit entfernen (vorher natürlich auch den Motor vom Kabelbaum abstecken):
Bei meinem gekauften Fensterheber war kein neuer Motor dabei, weshalb die Zerlegung noch aussteht:
Wenn ich jetzt so auf die Uhr sehe und dran denke, dass jetzt das Schreiben fast länger gedauert hat, als der Einbau, beeile ich mich lieber ein bisschen… Der Einbau erfolgt in umgekehrter Reihenfolge. Fertig. ;-) Naja, es bleibt noch zu sagen, dass das Wiederaufstecken der Fensterleiste (die Metallklammern, ihr erinnert euch?) ein ziemlicher Riesensch..pass ist – man muss höllisch aufpassen, dass man nix verkratzt und die Leiste sauber aufliegt. Ansonsten ist nur noch wichtig, dass die Kabel wieder zusammenpassend gesteckt werden („Schieri, wir wissen, wo dein Auto stand – hat gut gebrannt, hat gut gebrannt!“) und man zwischendurch immer wieder mal testen sollte, ob die Scheibe richtig hoch und runterfährt. Letzte Aktion: Scheibe ein Stück runter – 59CentDeutschlandfahne rein – Scheibe wieder hoch – fertig!
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