Ein kurzer Erfahrungsbericht, den ich mir an anderer Stelle vor dem Kauf gewünscht hätte. Ich versuche mich auch kurz zu fassen: Ich wollte schon lange eine Kameraüberwachung unserer Haustür, im Idealfall eine, die innerhalb weniger Sekunden eine Bildverbindung auf die iPhones, iPads und Amazon Echos herstellt, gerne auch auf das AppleTV oder ähnliche Gerätschaften. Ich wollte nach dem Klingeln an der Vordertür einfach möglichst schnell wissen, wer es denn wäre. Gerne auch mit Gegensprechfunktion, damit man den Lieferdienst bspw. bitten könnte, ein Paket abzulegen, da man eh in 5 Minuten zu Hause wäre.
Meine Anforderung war weiterhin, dass die Kameras akkubetrieben flexibel platzierbar sind und die Daten – zumindest offiziell – lokal liegen und auch problemlos gespeichert und weiterverarbeitet werden können.
Amazon Blink Outdoor
Aufgrund eines Blitzangebots bei Amazon hatte ich dann irgendwann bei einem zweier Set Blink Outdoor Kameras zugeschlagen. Neben den Kameras ist ein sogenanntes Syncmodul enthalten, das die Verbindung zu den Kameras herstellt und zum einen dann die Internetverbindung via Router sicherstellt, zum anderen aber auch den Anschluss eines USB-Speichers ermöglicht, womit Aufnahmen dann lokal gespeichert werden.
Die Installation ging problemlos, man installiert die App und tippt sich durch den Installationsprozess, d.h. man scannt den QR-Code des Syncmoduls und den der Kameras, benennt sie und hängt sie auf. Fertig. Was mir gut gefällt ist, dass die Stromversorgung des Syncmoduls via USB-Kabel geschieht, man kann es also problemlos direkt an einer USB-Buchse des Routers betreiben und benötigt keine zusätzliche Steckdose.
Ab da sind die Kameras bereit, man kann noch genauere Bereiche definieren, dass bspw. der Bewegungsmelder nur ausschlägt, wenn auf dem eigenen Grundstück jemand ist und nicht, wenn ein Schatten auf den angrenzenden Weg fällt. Sicherstellen, dass jemand nicht gefilmt wird, der im Bereich der Kamera – zum Beispiel in einem Randbereich – unterwegs ist, kann man bei den Blinks nicht. Die Bereichseinstellung bezieht sich also nur auf den Bewegungsmelder und schwärzt z.B. nichts.
Eine Integration in das Amazon Echo bzw. Alexa Universum liegt nahe und geht natürlich auch – nach dem Motto „Alexa, zeige die Haustürkamera!“ und auf dem Echo Show sieht man, was sich vor der Türe abspielt. Das funktioniert solala mit der Tendenz zu „eher nicht“, weil es einfach zu lange dauert. Wenn es gerade geklingelt hat, man dann 5 Sekunden braucht, die Alexa anzusprechen und diese dann noch 10-20 Sekunden den Wartekreisel zeigt, hat der Lieferdienst unter Umständen schon wieder seine Sachen gepackt und ist verschwunden. Dafür hatte ich sie aber auch nicht gekauft.
Der Alltag
Die zwei Blink-Kameras und das Modul waren dann zwei oder drei Monate problemlos im Einsatz und es gab genau die Fälle, für die ich sie gekauft hatte. Für Unbekannte und unerwünschte Vertreter blieb die Tür direkt zu, die Gegensprechfunktion wurde genutzt, um kurz mit den Kindern zu klären, dass sie ohne Schlüssel jetzt noch kurz warten müssen und man konnte direkt sehen, wann der Lieferdienst da war. Alles in allem war ich sehr zufrieden – auch die Akkuleistung ließ nach der Zeit nicht spürbar nach, und dass, obwohl es jeden Tag mehrere Aufnahmen gab. Der Zugriff auf die Videos klappt sowohl per App, als auch per USB-Stick im Syncmodul problemlos.
Ja, und dann lief das inklusive Probeabo der Cloudfunktionen aus. Ich hatte natürlich davor recherchiert, da aber nur Stimmen gefunden, die bestätigten, dass die nötigen Funktionen auch ohne Abo gegeben seien. Auch Blink selbst wirbt damit, dass man die Kameras durchaus ohne Abozwang betreiben könne – dafür spräche ja auch das Syncmodul mit lokalem Speicher. Ab dem Tag, an dem das Abo auslief, waren die Kameras aber im Prinzip nicht mehr wirklich nutzbar. Man konnte zwar wohl noch live darauf zugreifen, die Verbindung dauerte aber eeewig und das anschließende Video wurde auch nicht gespeichert – man konnte also nur noch per Bildschirmaufnahme am Handy mitschneiden. Zudem klappte die Bewegungserkennung auch nicht mehr, das Gegensprechen machte also auch plötzlich keinen Sinn mehr.
Das Ende für die Blinks
Auf ein Bezahlabo hatte ich keine Lust – 3 Euro pro Monat für eine Kamera oder 10 Euro für beliebig viele; kann man schon bezahlen, ich wollte das aber nicht. Workaround: Ich löschte meinen Account (kann man bequem in der App) und machte einen neuen – neue Mailadresse, gleiche Handynummer. Syncmodul und Kameras neu scannen und einrichten, fertig. Aufwand mit Ab- und Anbau der Kameras vielleicht 20 Minuten, also wirklich überschaubar. Die vorherigen Aufnahmen sind weg, es läuft aber ein neuer Testmonat los (ob es jetzt generell nur ein einziger Monat ist oder ich bei den ersten 2-3 Monate nur Glück hatte, weiß ich nicht). Mit dem neuen Testmonat funktioniert sofort wieder alles wie gewohnt.
Irgendwann war auch der neue Monat wieder rum (ziemlich genau ein Monat später ;)) und das gleiche Prozedere begann wieder. Auch dieses Mal problemlos, ich würde also behaupten, man kann das mit neuen Mailadressen beliebig oft wiederholen (vielleicht sogar wieder mit einer schon verwendeten, wenn genug Zeit verstrichen ist).
Nichtsdestotrotz nervte mich das ein bisschen und da der („ein“ – mittlerweile sind es ja mehrere) Prime Day anstand, suchte ich einen Kleinanzeigenkäufer, der mir die zwei Blinks abnahm und informierte mich, was den eine testbare Alternative sei.
Neuer Versuch: Eufycam 2C Pro
Relativ schnell landete ich bei Eufy und bekam im Kollegenkreis die Info, dass diese wohl ohne Abomodell auskämen und vom Handling her trotzdem einwandfrei seien. Also Prime Day abgewartet und natürlich gab es da was passendes. Wieder ein Zweierset, dieses Mal hört es auf den Namen EufyCam 2C Pro. Die Funktionsweise ist ähnlich der Blinks, d.h. auch hier wird eine Basisstation (HomeBase 2) mitgeliefert, die allerdings bereits von Hause aus 16GB Speicher enthält. Unterschied zu den Blink ist die mit 2K bessere Auflösung, die ich zwar nicht brauchte, die aber dann in der Praxis dann doch ganz nett ist.
Kleiner Nachteil bei dieser Homebase ist, dass man zum einen in dieser Version den Speicher nicht erweitern kann und zum anderen eine Steckdose braucht – sie kann nicht, wie bei der Blink, via USB mit Strom versorgt werden. Der Stromverbrauch der HomeBase ist zum Glück relativ überschaubar, mit meinem nicht-professionellen Messgerät werden 2 Watt ausgegeben. Bei einem 24/7-Betrieb, wovon man wohl im Regelfall ausgehen darf, fallen also pro Jahr rund 17,5 kWh oder knapp 6 Euro Stromkosten an (bei um den 33ct/kWh). Eine Möglichkeit, die Kameras ohne HomeBase zu betreiben und bspw. auf dem heimische NAS zu speichern, gibt es Stand jetzt nicht.
Die Installation der Kameras war genauso problemlos, wie bei Blink. Hervorzuheben ist ein Unterschied: Bei den Blinks werden QR-Codes gescannt, man könnte sich diese also auch abfotografieren und so die Kameras ohne direkt dort neben ihnen zu stehen, neu einbinden.
Die Eufy-Kameras verbinden sich mittels Schallwellen, was zwar sehr witzig klingt (wer den Film Wall-E gesehen, kennt die Sprache schon), aber auch voraussetzt, dass sich Kamera und HomeBase hören können. Als Abstand wird 1m empfohlen, mal schnell die Haustürkamera aus dem Keller neu verbinden, geht also nicht.
Kamera befestigt, ausgerichtet und den Bereich für den Bewegungsmelder definiert. Bei den Eufy-Kameras kann man im Gegensatz zu Blink ganze Bereiche schwärzen, die dann auch in der Aufnahme geschwärzt sind, also sicherstellen, dass bspw. auf dem Nachbarsgrundstück nicht nur keine Bewegung eine Aufnahme auslöst, sondern auch gar nichts sichtbar ist (weder Liveansicht, noch Aufnahme).
Erste Enttäuschung
Ein bisschen Ernüchterung kam dann auf, als die Kinder am nächsten Tag in die Schule gingen, ich Post im Briefkasten hatte und es hin und wieder klingelte – und keinerlei Pushnachricht ausgelöst wurde. Man hat in den Einstellungen zwei Modi, einmal eine längere Batterielaufzeit und einmal eine bessere Überwachung. Also die Überwachung hochgestellt und von „nur Menschen erkennen“ auf „alles erkennen“ umgeschaltet. Sofort kam eine Benachrichtigung – super! Zwei Minuten später die nächste.. ok, ein Insekt vorbeigeflogen. Wieder zwei Minuten danach wieder, dieses Mal wackelt ein Busch etwas im Wind. Wieder und wieder, bestimmt 10x in einer Viertelstunde, bis ich wieder den Modus gewechselt habe. Leider ohne eine Änderung, es kamen weiter fast minütlich Nachrichten, sodass ich die Kamera für die kommende Nacht abschalten musste.
Diverse Resets und Einstellungs-Änderungen später, hatte ich weiterhin nur die zwei Zustände, dass entweder viel zu viel erkannt wurde oder eben so gut wie gar nichts. Auch ein Anbringen an anderer Stelle machte keinen Unterschied. Das bisschen, was erkannt wurde, kam dann oft auch noch zeitversetzt an und ich war schon fast überzeugt, das Set zurückschicken zu müssen. Am dritten oder vierten Tag kam dann eine Warnung an, dass der Akku bald leer sei. Bei angegebenen 180 Tagen Laufzeit kam mir das mehr als komisch vor. Klar hatte die Kamera zwischendrin mal über eine Stunde oder auch zwei fast nonstop aufgenommen, die restliche Zeit halt aber auch überhaupt nicht, d.h. nach drei Tagen Akku leer sollte nicht sein.
Der Support
Jetzt (warum erst jetzt, keine Ahnung) kam ich auf die Idee, das ganze mal mit der zweiten Kamera zu testen. Und siehe da, alles bestens! Es wird bis auf ganz wenige Ausnahmen jede Bewegung menschlicher Natur festgehalten und sofort gemeldet. Der Akku steht nach 10 Tagen bei 94%, damit bin ich zufrieden. Bleibt die Frage, was mit der ersten Kamera los ist. Das ganze Set zu Amazon zurückschicken wollte ich nicht, also schrieb ich dem Eufy-Support. Nach zuerst KI-generierter Antwort und diversen Tests, die ich machen sollte (und alle schon gemacht hatte – Reset, neu verbinden, noch mal komplett laden, anderen Standort testen), bekam ich nach ein paar Mails ein Retourenlabel und sollte nur die defekte Kamera zur Prüfung einschicken.
Nach 5 Tagen vom Rückversand aus gerechnet, bekam ich eine neue Kamera, die einwandfrei funktioniert. Also wohl nur Pech gehabt, wobei das scheinbar und wenn man den Bewertungen glauben darf, durchaus öfter vorkommt.
Fazit
Zusammenfassend bin ich also mit den Eufy-Kameras etwas zufriedener, als ich es mit denen von Blink war. Der Hauptgrund ist das Abomodell, aber auch die bessere Auflösung ist schon ganz angenehm und dass Akkus verbaut sind, bei den Blink braucht man Batterien. Ein längerer Test steht noch aus, bisher würde ich aber die Eufy-Kamera weiterempfehlen. Preislich kommen die zwei Blink-Kameras mit um den 130 Euro als Normalpreis und mit Glück 90 Euro Angebotspreis deutlich unter den Pro-Modellen von Eufy, die normalerweise rund 250 Euro kosten und im Angebot jetzt für 190 Euro zu haben waren. Rechnet man die 100 Euro Differenz im Angebot auf das Abomodell von Blink, kann man dieses also 10 Monate buchen, bevor man preislich gleichauf ist. Dazu muss man aber sagen, dass man das Set von Eufy auch „ohne Pro“ bekommt und dann für etwas schlechtere Auflösung deutlich weniger zahlt, man findet also auch hier etwas günstigeres. Wer kein Amazon-Angebot abwarten kann oder will, hat bspw. über iGraal die Möglichkeit, den Preis über Cashback zu drücken. Wer noch nicht angemeldet ist und das hierüber macht, bekommt Stand jetzt 10 Euro Startguthaben und 8% des Netto-Kaufpreises zurück. Ganz aktuell gibt es hierüber auch noch 15% direkten Rabatt zusätzlich zu den 8% Cashback. Da das immer wieder mal wechselt, können es zum Zeitpunkt, da ihr das lest, andere Konditionen sein, es lohnt sich aber meist, zumindest mal reinzuschauen.
Der Fairness halber muss man noch sagen, dass es auch ein kleineres Blink-Abo für eine einzige Kamera gibt, was dann bei 3 Euro pro Monat liegt und natürlich hinkt der Vergleich von zwei völlig verschiedenen Preisklassen auch, ich hätte mir aber, wenn ich so etwas vorher gelesen hätte, gar nicht erst die Blink gekauft, sondern wäre direkt bei Eufy gelandet. Jetzt warten wir aber mal, was die Langzeiterfahrung dann sagt. Mich interessiert auch brennend, wie die Kameras den Winter vertragen und wann der Akku das erste Mal aufgeladen werden muss.
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