Tag 1: Abflug und Ankunft
(Artikel ist die Fortsetzung dieses Beitrags)
Zum Glück wurde uns gestern noch rechtzeitig klar, dass eine Anreise zum Flughafen per Bahn mit Kindern und Gepäck (dazu noch im Berufsverkehr zwischen lauter gut gelaunten Pendlern) ziemlich nervenaufreibend werden könnte. Wir reservierten deshalb noch schnell einen (naja.. nicht irgendeinen, den zum Terminal am nächsten gelegenen und damit teuersten!) Platz im Parkhaus und die Ankunft war damit stressfrei erledigt. Außerdem brauchten wir uns so keinerlei Gedanken über die Heimreise nach dem Urlaub machen. Auch Check-In und das anschließende Warten auf das Boarding lief einwandfrei, da die Kinder prima mitspielten – Noa vermutlich hauptsächlich aus dem Grund, dass wir ihm eine Packung Kaugummi in Aussicht gestellt hatten, um den Druckausgleich bei Start und Landung besser zu schaffen. So war das auch das Erste, was im Flieger an den Mann musste. Im Ticketpreis enthalten war auch die Beförderung eines Kinderwagens, was sich als sehr geschickt herausstellte, da man am Flughafen – zumindest in der Theorie – nach Aufgabe des eigenen einen Leihkinderwagen bekommt. Der letzte Leihwagen wurde zwar direkt vor unserer Nase herausgegeben, dennoch erwies sich unser eigener Quinny auch so, spätestens vor Ort, so manches mal als wertvoll.
Pünktlicher Abflug, nachdem noch mal kurz die Sitzreihe getauscht werden musste. Es dürfen aufgrund fehlender Sauerstoffmasken nicht 2 Kleinkinder in einer Reihe nebeneinander sitzen und da in der Dreier-Reihe neben uns eben noch ein Baby war, musste gewechselt werden. Wieder etwas gelernt in der Kategorie „Dinge, die man ohne Kinder nicht weiß“. Teo wurde als Kleinkind mit einem speziellen Zusatzgurt (ähnlich dem auf dem Bild bzw. dem dahinter verlinkten Amazon-Angebot) am eigentlichen Gurt auf dem Schoß festgeschnallt und es konnte losgehen. Noa fand die Startbeschleunigung des Fliegers wie erhofft total super, hatte aber schon in dem Moment, als das Flugzeug seine Nase hob, die halbe Packung Kaugummi aufgevespert. Er erinnert sich leider nicht mehr an die BMW-Zeiten, als wir bei der Fahrt in die KiTa diese Beschleunigungswerte locker toppten, ist aber durch das viele Busfahren wenigstens die Lautstärke eines Triebwerks gewohnt. Probleme mit dem Druckausgleich blieben aus – auch bei Teo, der es geschätzte 5 Minuten schaffte, dem monotonen Summen der Motoren zu widerstehen, bevor ihn der Schlaf übermannte. Bei all den weinenden Kindern um uns herum, freute ich mich schon insgeheim darauf, ob mich wohl irgendjemand der anderen Eltern fragen würde, warum unsere Kinder so brav sind oder sogar schlafen und ich dann nur einen Mundwinkel leicht hochziehen und stumm auf mein auf dem Schoß liegendes Betäubungsgewehr deuten würde.
Leider fragt niemand. Und aktiv auf die anderen zugehen wollte ich auch nicht, da der allergrößte Teil von Flugreisenden in Panik verfällt, wenn man ihnen in 10.000m Höhe ein Gewehr zeigt. Meine Erfahrung zumindest.
Ebenso pünktlich wie wir abgeflogen sind, kommen wir auch auf Menorca an und landen auf dem Flughafen (MAH) in Maó, der Hauptstadt. Von dort werden wir in wenigen Minuten per Busshuttle ins Hotel gebracht, steigen aus dem mit Deutschen randvoll gefüllten Bus zusammen mit einem (1!) anderen Tourist aus und sehen zu, wie alle anderen weiter in ein anderes Hotel fahren.. das vermutlich besser ist..? Egal, jetzt erst mal einchecken und schon da wird klar, dass das „wir sprechen deutsch“ wohl eher zur Hauptsaison passt – wenn überhaupt. Wir bekommen uns aber gut verständigt und können nach kurzer Zeit unsere Zimmer beziehen. Wie gebucht hatten wir ein großes Appartement, das aus zwei Schafzimmern, einem Wohn-/Esszimmer inkl. Mini-Küchenzeile und Bad bestand. Statt der gebuchten Terrasse fanden wir einen großen Balkon vor, was sich aber aufgrund der Poolnähe als geschickter erweisen sollte und so relativ sichergestellt war, dass beide Kinder am Abhauen gehindert waren. Die Zimmer waren soweit in Ordnung, allerdings nicht so sauber wie erwartet (hier ändert sich die Erwartungshaltung wohl im Vergleich zu vorher, als man noch keine Kinder hatte, die auf dem Boden spielen und sich auch mal hinter einer Couch verstecken). Aber immer noch im Rahmen, es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis wir zu frustrierten Hoteltestern werden.
Es folgt die Erkundung des Geländes. Das Hotel ist nicht allzu voll, man findet überall noch Platz – wohl der gerade begonnenen Nebensaison geschuldet. Überwiegend Familien mit kleinen Kindern sind hier und Rentner. Gerne auch mal gemischt: die Familie mit Kindern und noch die Großeltern mit dabei, die auf die Kinder aufpassen dürfen, während sich die Eltern morgens um 10 die ersten Cocktails verabreichen. Wir kommen an der angebotenen Kinderbetreuung vorbei, der „Bumsi-Club“ (Namen aus Datenschutzgründen durch Änderung zweier Vokale unkenntlich gemacht) ist allerdings gähnend leer, sieht man von den drei Animateuren ab, die sich hierhin zurückgezogen haben, Noa aber dann trotzdem ganz gern sofort auf die Spielgeräte zerren und für 12 Euro die Stunde bespaßen würden. Auf sämtliche Fragen, die die Anführer-Animateurin (natürlich auf Englisch) stellt, kontert Noa souverän mit „Noa. Drei Jahre.“. Ohne dass wir wirkliches Interesse an der Kinderabstellmöglichkeit hätten, fragen wir, ob es denn auch deutschsprechende Kollegen gäbe, die die passende Frage zu Noas Antwort stellen könnten oder ob die Betreuung ausschließlich in Englisch abläuft. Ja, klar spricht man deutsch! Die eine Kollegin kommt aber immer nur stundenweise in den Bumsi-Club, da sie noch anderweitig gebraucht wird. Zum Beispiel ist sie auch im zweiten Kinderclub für 6 bis 11jährige aktiv und unternimmt dort so lustige Dinge wie eine Piratenschatzsuche oder ähnliches. Der zweite Club ist gerade ebenfalls komplett leer, was bei schulpflichtiger Zielgruppe außerhalb der Ferien aber auch logisch scheint.
Die Familie geht nun in den Babypool, ich stelle mich in die Schlange der Poolbar und höre den Engländern zu, die auf Englisch der Reihe nach und ohne „bitte“ oder „danke“ ihre Cocktails bestellen. Schließlich an der Reihe bestelle ich Wasser und Säfte für die Kinder und – komm, es ist immerhin schon Nachmittag – ein Bier für mich. Auf Spanisch.. oder was ich dafür halte. Ebenfalls auf Spanisch oder vielleicht auch Katalanisch drückt mir der Barkeeper seine Verwunderung aus und deutet auf die Zapfautomaten hinter ihm. Er schenke bloß den harten Stoff aus, den Rest solle man selber zapfen. Etwas beeindruckt von der Tatsache, dass dann ja alle in der Schlange stehenden Menschen – außer mir – Hochprozentiges als Wunsch gehabt haben mussten, zapfe ich mir mein Bier und ertappe mich zum ersten Mal dabei, darüber nachzudenken, dass ich mich ja nun von morgens bis abends an diesem Zapfhahn bedienen könnte, ohne dass ich einen Cent mehr bezahlen müsste. Vorher hatte ich den All-Inclusive-Gedanken wohl noch nicht verinnerlicht.
Nach Babypool und Bier, das sofort nach Verzehr einen dumpfen Schmerz im Kopf ausbreiten sollte, ziehen wir weiter zur sogenannten Snackbar. Hier werden die endlosen Stunden zwischen Frühstück und Mittagessen und zwischen Ende des Mittag- und Beginn des Abendessens mit „leichten“ Snacks wie Pizza und Burgern, sowie allem Frittierbarem und zum Zwischen-Nachtisch mit Eis überbrückt. Dementsprechend sieht die Gästeschar aus, die nun kurz vor dem anstehenden Abendmahl den Magen mit zwei, drei Burgern auf das bald die Pforten öffnende Buffet vorbereitet: Fast allen sieht man direkt an, dass sie nur aus einem Grund in diesem Hotel sind. Endlich mal satt essen und dabei noch richtig sparen. Aus größerer Entfernung bietet sich ein Bild, das man sonst nur aus der Kinderecke des örtlichen Ikea kennt, in der die Erwachsenen sich auf winzigen, lustig bunten Stühlen ausruhen. Nur dass diese Stühle hier nicht lustig bunt, sondern todernst grau und nicht für Kinder, sondern für Erwachsene gedacht sind, unter denen sie nur so mickrig wirken. Zwischendrin – kaum sichtbar – steht dann natürlich auch noch die attraktive, durchtrainierte, skandinavische Sportanimateurin und isst einen Burger, der mehr zu wiegen scheint, als sie selbst. Nach dem Motto: „Ihr müsst euch nicht schlecht fühlen, ich esse das auch. Das ist gesund und schaut mal, wie schlank ich bin. Hihi.“
Als das Buffet schließlich öffnet und die Treppenhäuser sich wieder geleert haben bzw. alle, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, nach und nach durch die Aufzüge in den Speisesaal transportiert wurden, machen auch wir uns auf den Weg dorthin und sind recht überrascht, dass es eine sehr große Auswahl gibt und es auch überwiegend lecker schmeckt. Auf dem Rückweg ins Appartement kommen wir an der Veranstaltungsbühne vorbei, auf der gerade Bumsi, das Maskottchen und Namensgeber des zuvor entdeckten Kinderclubs, ein Bi-Ba-Bumsi-Lied singt und dazu tanzt. Nach anfänglicher Verunsicherung rede ich mir ein, dass es sich hierbei vermutlich nicht um einen echten Bumsi-Bären handelt, sondern nur um einen kostümierten Animateur und während ich mich noch frage, welche Kinder sich denn von solch einem Quatsch angezogen fühlen, sehe ich, wie meine zwei reglos mit offenem Mund vor der Bühne stehen und sich bis zum Ende der Performance nicht mehr wegbewegen lassen. Und den Rest des Abends von diesem wundervollen und sagenhaften Erlebnis erzählen (was besonders bei Teo sehr witzig ist, weil er.. naja.. noch nicht reden kann).
Fortan sollten wir fast jeden Abend vor dieser Bühne stehen und das bescheuerte Lied klingt mir auch heute – 6 Wochen danach – noch im Kopf („Hey ho Bumsi. Jeder liebt den Bumsi.“).
Weiter mit: Tag 2 oder Teil 3
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