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Mieses Karma oder: Kleine Sünden straft er sofort.

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    Der verträumte Hafen in Mirissa

    Samstag, 09. April 2011. Je mehr man sich mit dem Mosquitoschutzzeug (hier gekauft, weil das lokale Zeug meist besser und in Deutschland verboten ist), das sogar von einer dubiosen deutschen Firma als ungefährlich für Menschen abgenommen wurde, einschmiert, umso mehr scheinen sich die Viecher für mich zu interessieren. Anfangs hat es mich gar nicht gestört, von dem Getrappel kleiner Ameisenfüße auf meinen kleinen Menschenfüßen geweckt zu werden und auch Mosquitos wurden – dem Karma wegen – verschont, aber mittlerweile töte ich alles, was mich berührt. Blöd sind die Dinger nicht und als sie festgestellt hatten, dass sie nicht durch die Beinbehaarung durchkommen bzw. sich sogar so verheddern, dass sie nach stundenlangem Kampf dann völlig dehydrieren und elendiglich Zugrunde gehen, stechen sie nun bei jeder Gelegenheit in meine Füße. Die sehen jetzt aus wie Sau. Und das Reiben der Flipflops auf den Stichen – im Idealfall noch mit einer dünnen Schicht Sand zwischen Fuß und Riemen – macht’s nicht unbedingt besser.

    Wie angekündigt wollte ich mich ja aber nicht über Mosquitos, sondern noch über das Wasser hier und über das Stromnetz auslassen. Mal schauen, ob mir das in einem Beitrag gelingt oder ob ich zwei brauche..

    Ich wurde schon im Vorfeld der Reise des Öfteren gewarnt, dass es nicht einfach werden würde. Ich weiß es noch, als wäre es gestern gewesen, als ein höchstgeschätzter Kollege meinte: „Echt, nach Sri Lanka? Das ist doch irgendwo da ganz hinten! Da kannst du nicht einfach mal so aus dem Wasserhahn trinken, wenn du nachts Durst bekommst!“. Gut, wer mich kennt weiß natürlich, dass ich auch im schwäbischen Remseck vorher verdursten, als das rostbraune Neckarwasser aus der in der Nachkriegszeit illegal verbuddelten Direktleitung vom alten Pumpwerk kosten würde. Und auch sonst bin ich eher der Typ, der am Morgen einer fast vollständig durchgefeierten Nacht irgendwo im Nirgendwo mit einem riesigen Brand aufwacht und trotzdem lieber (in völliger Unkenntnis des Weges) die 10km zur nächsten Tankstelle fährt (echte Entfernung, wie sich später für gewöhnlich herausstellt: 200m Fußweg in die andere Richtung als die, die ich gewählt habe), um hier die mitgebrachte Kopfschmerztablette in überteuertes Markenwasser zu werfen, als den – ich behaupte, in fast jeder schwäbischen Küche vorhandenen – Selbstsprudler zu benutzen und durch das von diesem verursachten Geräusch die Überbleibsel an Partygästen von der Klappcouch zu werfen. Also eigentlich für alle ein Vorteil, meine Rostwasserphobie!

    Die Trinkwasserversorgung stelle ich gedanklich aber erst mal hinten an. Seit ich Slumdog Millionaire gesehen hab, stelle ich mir sowieso unentwegt vor, dass sich auch in den erworbenen Plastikflaschen mit frisch aufgeklebten Etiketten nur Leitungswasser befindet (und mittlerweile bin ich SICHER, dass es so ist) und ich beschloss schon vor einiger Zeit, das Trinken während der Reise einfach ganz einzustellen. Die paar Wochen werde ich schon überstehen und es spart auch noch Geld. Ich hab‘ das ja schließlich früher schon mal längere Zeit geschafft. Ach ne, das war ja damals das Rauchen, was ich gelassen hab‘.

    Internet Cafe in Ella - ohne Internet

    Wichtiger als Wasser erscheint mir die Lademöglichkeit für Handy, Notebook, Kamera, GPS, Lawinenpiepser, die zwei WiiMotes, mein Laserschwert und den „Meiner-ist-12-Meter-lang“-Leuchtschriftzug für die Frontscheibe – was man halt alles so in einer oder zwei der zwölf Taschen der Cargohose dabei hat. Besteht denn Grund zur Sorge? Das wird sich zeigen, in jedem Fall gilt: Das Stromnetz in Sri Lanka ist leider alles andere als stabil. Mit ’stabil‘ meine ich hier in erster Linie nicht mal die Tatsache, dass man mal Strom hat und mal nicht, sondern die viel kritischere Eigenheit, dass man mal 180 Volt hat und mal 240 (gut, und halt auch manchmal – will sagen, mindestens einmal am Tag – Null Volt), was ein auf 230V ausgelegtes Gerät nicht immer problemlos übersteht. Eigentlich sehr sympathisch, es gibt nicht nur schwarz oder weiß, nicht nur an oder aus, sondern.. so zwischendrin.. eben 187,5 Volt, die durch einen Glühfaden fließen und ihn trotzdem hellwerden lassen. Die Leuchtdiode des Orts-DSL-Modems wird dadurch leider nicht hell und das hat zur Folge, dass es nur sehr selten Internet gibt.

    Das Netzteil bzw. Ladegerät vom MacBook, das aufgrund des mittlerweile hohen Alters vom Statussymbol zum Reiseutensil wurde (wenn es aus ist, kann man’s als Rasierspiegel nehmen und auf die Kante gedreht tötet man spielerisch jede Schlange mit nur einem Schlag!) und auch das von der Kamera können die Schwankungen im Bereich von 100-240V laut Spezifikation ab und auch bei Spitzen über den 240V mache ich mir wenig Sorgen, dass mehr als eine eingebaute Sicherung oder im schlimmsten Fall ein Netzteil abraucht. Diese Sorgenfreiheit gedeiht auf zwei wichtigen Erfahrungen, eine aus den guten 90ern in der Heimat und eine aus Costa Rica.

    Seit Costa Rica glaube ich nämlich, dass man auch im abgelegensten Busch Elektronikteile bekommt, wenn man nur nett danach fragt („..irgendwo müsste noch so ein Stecker sein. – ¿Donde? – Hier zwischen den cervezas und bananas. – ¿Qué? – ¡Cervezas! – Ah, muy bien, gracias.“) und desweiteren, dass man mit meinem Lieblingswerkzeug ALLES reparieren kann, auch ein Kameranetzteil. Und mit der frisch geladenen Kamera kann man dann gleich den Luftröhrenschnitt filmen, den man direkt im Anschluss mit derselben Klinge durchführt, mit der man gerade noch die Kabel abisoliert und am Morgen des selben Tages den Fisch gemeuchelt hat, den es zum Frühstück gab. Und aus den noch viel wertvolleren Erfahrungen aus Wurmberg weiß ich sicher, dass eine Sicherung problemlos durch zusammengerollte „Goldfolie“ von der Rothaus-Bierflasche ersetzt werden kann, wenn plötzlich die Musik ausfällt und jemand aber „voll gern noch Musik“ hören würde. So eine „Sicherung“ hält Jahre, in jedem Fall länger als ein Ford-Sierra-Automatikgetriebe! Sichern tut sie halt nicht mehr viel. Aber Strom leiten, das tut sie (vielleicht passt die Bezeichnung „Leitung“ dann eher, als „Sicherung“?). Tannenzäpfle gibt’s hier leider nicht, aber irgendwas leitendes werde ich hier im Straßenmüll schon finden.

    Das iPhone lädt am USB-Port des Macbooks und ob es tatsächlich eine Überspannung aus der Steckdose schaffen sollte, über das Macbook-Netzteil durch die Ladeelektronik den USB-Port zu erreichen, um dann noch genug Kraft aufzutreiben, das Telefon abzuschießen, ist fraglich. Und wenn doch, dann hat sie sich diesen Triumpf, sowie meine Hochachtung echt auch verdient und ich opfere das iPhone gern. Ich glaube sowieso, dass wir dann von einer Leistung von mindestens 1.21 Gigawatt reden und – wie jeder weiß – sind ab dieser Grenze Zeitreisen möglich. Also kein Problem, kurz ein paar Minuten zurückreisen, den Stecker ziehen und noch schnell im Straßenladen um die Ecke einen Sport-Almanach kaufen, bevor es wieder zurück in die Zukunft geht.

    Sehr professionell, wie der stillgehalten hat!

    iPhone, Notebook, Kamera. hab ich noch etwas vergessen.? Die Taschenlampe braucht noch Strom, aber die hab ich nicht vor zu laden (Guesthouse-Besitzer: „Nimm‘ besser eine Lampe mit, ist schon dunkel..“ – der kleine Simon mit arrogantem Unterton: „Quatsch, brauche ich nicht! Ich bin so sicher zu Fuß, dass ich nicht vom Weg abkommen werde! Den einen Kilometer werde ich schon schaffen, ha!“ – Hausbesitzer: „Nicht wegen dem Weg, wegen der Schlagen meinte ich. Aber gut, wenn du keine Lampe brauchst..“ – „..hmm, andererseits.. ich hol‘ mal die Lampe.. und besser noch eine zweite.. und.. lieber Guesthousebesitzer.. willst du vielleicht mitkommen..? Aaach, ich will gar nicht mehr ins Dorf..“).

    Ach so, die Zahnbürste noch: Aber auch hier ist das Netzteil bisher soweit tauglich, die Spannungsschwankungen wegzustecken. Das wäre wichtig, denn ich hab‘ leider keinerlei Ahnung mehr, wie man eine Zahnbürste händisch bedient..

    Nachtrag Sonntag, 10. April 2011

    Sinhala Sprite

    Klar, man darf nicht lästern! Warum sollte das hier anders sein? Kaum über das Wasser hergezogen, schon liege ich im Bett – 50m entfernt vom bisher zweitschönsten Strand. Und 2m entfernt von der Toilette, was mir im Moment deutlich wichtiger erscheint, als die paar Meter zum Strand. Wobei es schon gemein ist, wenn die Wellen nur Meter entfernt von einem selbst brechen (hach, wie mir der Satz gefällt :)) und nur darauf warten, dass man sich ein Surfboard schnappt und die rudimentären Fähigkeiten verbessert. Was mir den temporären Todesstoß verpasst hat, kann ich gar nicht sagen. Vermutlich der Leichtsinn. Nach dem es 3 Wochen lang gut mit Eiswürfeln und Refilled-Flaschen ging, warum dann nicht auch bis zum Schluß? Die Vermutung liegt auf dem Eiskaffee von dem Straßenstand vorgestern. Na klar will ich den mit extra Eis. Idiot!

    Beach in Mirissa - ganz hinten gibt's ein offenes Wifi!

    Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Sonnenstich (würde passen, da mein Concierge in Mirissa mich noch gewarnt hat vor der ungewöhnlichen Sonnenposition und es mir schon gestern nicht richtig gut ging). Oder Malaria, was ich schon mal deutlich cooler fände. Wer kennt schon jemand, der an Malaria gestorben ist? Ich nicht. Ich wäre der erste, den ich kennen würde. Und halt auch der letzte, aber cool wär’s schon. Ich kenne auch niemanden, der seinem Sonnenstich erlegen ist – wäre nicht ganz so cool, aber immer noch respektabler als ein natürlicher Tod. Das nächste Krankenhaus ist um die 20km entfernt (oder eine Stunde mit dem Bus), ich hab‘ nur noch keinen Bock, da riesen Wellen zu machen und dann ist nichts. <– den Satz möchte ich dann auf dem Grabstein haben :) (der löst dann leider ‚Klar kann ich JEDERZEIT noch bremsen!‘ ab). Außerdem will ich vieles, aber ganz sicher nicht mit den Rettungswagen hier mitfahren. Die fahren nämlich noch deutlich schneller und gefährlicher, als die Busse. „Yeah! Der Patient hat überlebt, 4 Hunde, 1 Radfahrer und 3 Passanten hat es aber erwischt. Und ein Tuktuk brennt.“

    Da bleibe ich lieber noch den Tag über hier im Bett liegen, das mit dem Gestell und seiner ‚Dachkonstruktion‘ (weiß nicht, wie das heißt und hab‘ auch kein Internet, um nachzuschauen..) jede Möchtegernprinzessin vor Freude entzückt und mit schwitzigen Händen davor rumspringen lassen würde. Die Art Bett, in dem man morgens ohne Erinnerung an den Vortag, aber mit Handschellen zwischen Knöchel und Bettpfosten aufwacht. Den Bettbezug stellt man sich vielleicht so vor, dass man daheim die Heizung im Schlafzimmer auf 35 Grad stellt, die Tür schließt, drei oder vier Eimer Wasser verdampfen lässt und dann das Laken dünn mit Melkfett einreibt. Das ganze macht man täglich für so.. zwei Jahre.. und legt sich dann rein. Das Kissen riecht nach Schimmel und ob das meiner Gesundheit so zuträglich ist, glaube ich eher weniger.

    Sorgen machen braucht sich wie immer niemand. Jetzt haben wir schon Nachmittag, mir geht’s ganz gut und ich hab‘ es zumindest schon mal geschafft, das Laptop in Richtung WLAN zu drehen. Auch wenn ich die nächsten zwei oder drei Tage nicht mehr schreibe, dann liegt es eher an einem Internet- oder Stromausfall anstatt der todbringenden Seuche. Wie wahrscheinlich ist es denn bitte, dass gerade ich an Malariaaaaaaaaaaaaarrrrrrgggghhh…

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