Oder: Die auf der Plumpheitsskala dritthöchste Aufforderung von Bettlern, an dein Geld zu kommen. Die zweite wäre nur ein ‚hello‘ im Satz, die Topaufforderung ist ‚Money!‘. Die Masche läuft so: Im Abstand von 10m vor einer Familie die am Seeufer sitzt, entdeckt dich das kleinste Familienmitglied – grade so alt, dass er sicher laufen kann, rennt lachend und fröhlich auf dich zu (man denkt: Ohh, was ein süßes, glückliches Kind), bleibt vor dir stehen und hält wortlos die Hand auf. Natürlich läuft man weiter, vorbei an der Mutter, die mit dem Rücken zu einem sitzt. Wenn sie einen im Augenwinkel entdeckt, folgt der Satz ‚Hello money hello!‘ ohne dich eines Blickes zu würdigen – immer. Wir haben den See bisher bestimmt 5mal umrundet – immer. Und auch andere Traveler haben uns das erzählt. Das funktioniert sogar nachts, wenn man aus dem örtlichen, britischen Pub heimstürzt. Dann hat sie allerdings den Überraschungsmoment auf ihrer Seite, weil sich alle Sinne auf das sichere Laufen konzentrieren müssen. Keine Straßenbeleuchtung, überall Hunde, schwer zu unterscheiden, welche leben und welche tot daliegen – wenn sie leben, sind sie not amused, wenn man auf sie tritt – und in unregelmäßigen Abständen tiefe Löcher im Gehweg – das musste uns ein anderer Reisender demonstrieren, mit dem wir im Pub waren. Erzählt irgendeine Geschichte, konzentriert sich nicht auf’s Laufen und plötzlich ist er mehr oder weniger weg von der Oberfläche – das war vorgestern, wir haben seither nichts mehr von ihm gehört ;)
Wieder mal Internetausfall hier. Wieder mal offline schreiben.
Die Kandy-Dancers gestern waren ganz klar: Naja. Jetzt hat man’s mal gesehen. Man hat aber auch nichts verpasst, wenn man’s nicht gesehen hat. Eine Hand voll Tänzer die verschiedene Geschichten tanzen – die versteht man aber bloß (oder ich halt), wenn man das Programm durchliest.
Am Schluß kommen noch zwei Feuerschlucker, die auch über heiße Kohlen laufen. Die waren ganz cool, aber auch hier: Jetzt hat man’s halt mal gesehen.
Interessanter war da der Besuch auf dem lokalen Markt. Und ich bin stolz darauf, dass meine Menscheneinschätzung scheinbar doch noch dann funktioniert, wenn es kritisch werden könnte. Nach etwa 10 Sekunden auf dem Markt hat man nämlich einen seltsamen Begleiter an der Seite (das Gefühl war sofort da, dass der nicht gut für uns ist), der einen nach weiteren 10 Sekunden anspricht. Ob man denn Tourist sei (wieder mal gibt’s genau 2 Weiße auf dem Markt zwischen 1000 anderen Hautfarben). Was hat mich verraten? Die Digicam, die am Handgelenk baumelt? Die Boardershorts? Das ‚Bela – Farin – Rod‘-Shirt? Die Sonnenbrille? Die Tatsache, dass ich englisch mit den Menschen spreche? Wieder mal weiß man es nicht.
Auf jeden Fall bleibt der Typ ständig an der Seite und lässt nicht ab von uns. Ob ich gute Billabong-, Hilfiger-, Lacoste-Shirts bräuchte. Originalexportqualität. Und nachdem ich sie gesehen habe, glaube ich ihm das sogar – ich behaupte, das wird hier gefertigt und der Verkäufer hat halt eine Connection zu der Textilfirma. Aber 20 Dollar für illegale Ware zahle ich trotzdem nicht – hab‘ ja eh keinen Platz im Rucksack (wobei ich meine Sneakers wohl noch ein oder zweimal anziehen kann und dann wegschmeißen muss, so wie die aussehen – dann könnte ich noch zwei Shirts zukaufen). Die Produktpalette geht dann von Shirts und Hosen über Lederwaren und Statuen weiter, bis wir irgendwann bei Schmuck und Zigaretten ankommen. Auch er habe in der dunklen Ecke da hinten (da, wo der Junkie davor in seinen Exkrementen liegt und sonst keine anderen Menschen sind) Marlboro am Start. Nach dem Preis fragen kann man ja mal. 650 Rupees, 250 mehr als die lokalen Kippen im Supermarkt kosten. Ich lehne ab. Ob ich denn ganz gern auch mal was anderes rauche. Ach, ich weiß nicht.. nöö.. muss jetzt nicht sein.. Er zählt mir seine verschiedenen Grassorten auf, die er besorgen kann und würde mir auch Opium verkaufen. Auf meine Frage, wie ich denn sicher gehen könne, dass er kein Polizist sei (in Sri Lanka steht auf Drogenmissbrauch eine recht deutliche Strafe: Tod.) zeigt er mir seine Tätowierung auf der Hand – leider konnte ich mir das Zeichen nicht merken und um ein Foto wollte ich ihn dann doch nicht bitten. Dankend lehne ich mehrmals ab, aber er verlässt mich erst wieder, als ich ihm deutlich mache, dass mein Reisebudget so niedrig ist, dass ich hier sogar die billigen Sri-Lanka-Kippen kaufen muss und mir die Marlboro echt nicht leisten kann.
Was war sonst noch? Ich glaube, nicht viel. Ach doch, bei euch war ja vor ein paar Tagen eine Zeitumstellung! Damit sind wir euch nur noch 3,5 Stunden voraus.
Endlich wieder Sommerzeit! Das bedeutet zum einen, dass der Sommer nicht mehr lange auf sich warten lassen wird (ich hab‘ schon gehört, dass es am Wochenende ziemlich nett bei euch werden soll) und die Alufelgen aus der Garage gerollt werden dürfen, zum anderen aber auch – und das ist wohl deutlich wichtiger, dass nach einem halben Jahr endlich wieder die Badezimmer-Uhr auf dem Display der elektrischen Zahnbürste stimmt. Ich seh‘ es nicht ein, das Ding alle 6 Monate vom Spiegel zu demontieren, nur weil die Typen von Oral B es nicht gebacken kriegen, ein Funkuhrmodul einzubauen – was hab‘ ich denn bitte von einem Gesicht im Display, das per Funkverbindung von der Bürste meine Putzzeit erfährt und nach zwei Minuten blöd zu grinsen beginnt, wenn ich wegen der Zeitverschiebung zu Greenwich anschließend im Berufsverkehr stecken bleibe und zu spät zur Arbeit komme? Nicht, dass das schon mal passiert wäre, aber es könnte.
Vermutlich muss ich nach Rückkehr in heimische Gefilde allerdings tatsächlich erst einmal die Demontage vornehmen – nicht wegen der Zeiteinstellung, sondern wegen eines Batterienwechsels. Zwischen der Zahnbürste und dem Display liegen im Moment ca. 8022km Luftlinie (wenn ich mich beim Randpfostenzählen auf der Flugstrecke nicht zu sehr hab ablenken lassen). Wenn ich daran denke, dass ein Batteriensatz etwa ein Jahr hält, wenn die Funkstrecke zwischen Bürste und Display einen Meter beträgt, will ich gar nicht wissen, wie lange die Ladung durchhält, wenn das Funksignal 8 Millionen Meter zurücklegen muss. Was ist, wenn das Signal irgendwo im Nahen Osten mitgesniffert wird und die dort ein Putzprofil von mir erstellen? Nicht auszudenken, was die alles über mich in Erfahrung bringen würden, wenn sie dieses Profil dann über meine Facebookaktiväten und Amazon-Einkäufe legten. Gruselig. Ich glaube, es ist das beste, wenn ich jetzt mal das Handteil aufschraube, das Funkmodul finde und es zerstöre. Und dann mache ich mir zur Sicherheit auch noch alle Plomben raus – lebend bekommen die mich nie, Tod oder Freiheit!
Zurück zum Thema! Morgen soll es nun weiter in den Süden gehen zum Adams Peak. Ich hoffe, dass es stimmt, was alle anderen Touristen (die anderen 10, die in der Stadt sind) sagen und die Menschen auf dem Lande – ganz wie bei uns – freundlicher bzw. ehrlicher freundlich sind. Die Weiterreise wird mit dem Bus angetreten, das sollte echt spannend werden. Internet ist spärlich gestreut, d.h. ich kann grad noch nicht sagen, wann ich mich das nächste Mal melde. Aber keine Sorgen machen! Wenn man mit britischen Akzent spricht, bekommen sie alle Respekt vor einem (scheint aus der Kolonialzeit zu kommen). Und da gibt’s zur Not bestimmt ein Plateau, auf dem der ADAC-Hubschrauber landen kann, um uns rauszuholen. Das ist doch bei der Gold-Mitgliedschaft mit drin, oder?
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