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Brisbane und Umgebung

Freitag, der 13. (Januar 2006) – Bribie Island (von Simon)

Jetzt waren wir drei Tage in Brisbane und haben es nicht geschafft, Mails abzurufen oder Blog zu schreiben. Das lag aber nicht daran, dass wir eine schlechte Unterkunft gehabt oder in einer schlechteren Gegend gewohnt hätten – es lag einfach daran, dass es tagsüber viel zu heiß war, um sich auf die Suche nach einem Internetcafe oder gar eines WLANs zu machen. Der Versuch, ein offenes Netz zu finden, scheiterte nach etwa 3 Minuten, als das Notebook so heiß wurde, dass sich jede weitere Betriebsminute grob fahrlässig auf das Material ausgewirkt hätte. Am letzten Tag in Brisbane konnten wir uns schließlich aufraffen, zu einem Starbucks zu pilgern, nur um dort festzustellen, dass das Internet hier noch nicht Einzug gehalten hatte.

Nachdem die letzten Tage eher von Regen bestimmt wurden, waren wir ursprünglich recht froh, in Brisbane die Sonne scheinen zu sehen. Genauer gesagt waren wir etwa so lange recht froh, bis das Zündschloss unseres Station Wagons die OFF-Stellung erreichte und damit auch das Gebläse der Klimaanlage nach einem letzten Quietschen verstummte. Es ist so unsäglich heiß und feucht in Brisbane, man glaub es nicht, wenn man es nicht selbst erlebt. Dementsprechend heiter waren wir, als wir unser Zimmer betraten und unsere neue beste Freundin kennen lernten. Ohne sie wären wir in dieser Stadt verloren gewesen und hätten wahrscheinlich keine Minute ruhig geschlafen. Sie war zwar schon etwas älter, stand aber in keiner Weise ihrer jüngeren Kollegen nach. Wir nannten sie Uschi:

Klimaanlage unseres Herzens

Dank ihr konnten wir die Abendstunden im Kühlen verbringen. Hier noch mal ein großes Dankeschön an Uschi!

Dabei ist Brisbane noch gar nicht tropisch. Dazu müssen wir noch ein paar Hundert Kilometer nach Norden fahren. Allerdings kommt Zelten ab jetzt nicht mehr in Frage – die paar Flocken mehr für eine Klimaanlage geben wir aber gerne aus.

Der Tagesablauf in Brisbane: 1. Aufstehen, 2. Klimaanlage an, 3. duschen gehen (in der Zeit schafft es die Klimaanlage, den Raum einigermaßen zu kühlen), 4. Kaffeetrinken, 5. sich fragen, ob man tatsächlich schon geduscht hat, 6. die Tür nach draußen öffnen, 7. die Tür nach draußen schließen, 8. sich auf das Bett werfen (welches unter der Klimaanlage steht), 9. bei Punkt eins beginnen. Zwischendrin immer wieder die Idee verfluchen, im australischen Sommer die Ostküste hoch reisen zu wollen.

Und doch haben wir tatsächlich etwas von Brisbane gesehen – eine wirklich schöne Stadt – leider nur furchtbar heiß, sollte ich es noch nicht erwähnt haben. Mitten in der Stadt kann man über Fußwege durch Mangroven wandern und zwischen den Wolkenkratzern eine Kolonie fliegender Füchse beobachten. Unter der Kolonie steht ein altes Denkmal, das wie ein Grab aussieht und ein paar Straßen weiter befindet sich eine Blutbank. Wer jetzt an Vampire denkt, hat zu viele Filme gesehen (oder?).

Brisbane City

Da die Stadt 20 Kilometer im Landesinneren liegt, kann man schön mit ansehen, wie lange der Ozean braucht, um das Wasser durch die Flussmündung, den Fluss hoch, die Hafenmauer entlang zu drücken und schließlich auf meine Klamotten zu spritzen. Dazu sollte ich anmerken, dass mich der Ozean hasst. Es genügt, mich in 2 Zentimeter tiefes Wasser am Strand zu stellen, ein paar Minuten zu warten und man kann gemütlich die Vier-Meter-Welle beobachten, die mich aufs offene Meer hinausziehen möchte. Oder ich will fünfundvierzig Meter vom Wasser entfernt eine Muschel aufheben, drehe dem sch… Ozean nur kurz den Rücken zu und bin mit Sicherheit von oben bis unten nass und algenbehangen!

Seit heute sind wir nun auf Bribie-Island. Nicht den Hauch kühler als Brisbane, dazu haben wir aber ein Zimmer, das statt Klimaanlage einen Ventilator hat (juhu). Der Strand macht diesen Missstand aber wieder wett und deshalb bleiben wir wahrscheinlich einen Tag länger. Morgen geht’s – so quasi als Tagesausflug – zu Steve Irwin, dem „Look-at-that!“-Crocodilehunter in den Australia Zoo! Nachmittags dann noch ein bisschen baden – die letzten nicht ganz so tödlichen Strände noch ausnutzen.

14.01.06 – Australia Zoo (von Carina)

Nicht zu glauben aber wahr, der Zoo war wirklich super! Zwar lächelte an jeder Ecke entweder Steve, Terry oder die kleine Tochter von einer Plakatwand oder einem Souvenirshop entgegen, aber man muss ja nichts kaufen… Die Tiere werden dort wirklich super gut gehalten und auch betreut, sowieso hat man den Eindruck, dass jedes einzelne Tier einen eigenen Pfleger hat, der nicht nur dafür verantwortlich ist für Futter und einen sauberen Stall zu sorgen, sondern auch für die Unterhaltung und Beschäftigung der Tiere. Außerdem ist alles mit informativen Schildern ausgestattet und mehrmals täglich finden so genannte Shows statt, in denen dann beim jeweiligen Gehege ein Wärter interessante Fakten usw. erzählt und auch alle anfallenden Fragen beantwortet.
Wir hätten uns den Besuch des Billabong Parks wirklich sparen können (siehe Blog vom 09.01.)!
Gleich zu Beginn saßen wir in einer riesigen Arena, in der von Vögeln über Schlangen zu Krokodilen alles Wichtige erklärt und gezeigt wurde. Hier ein paar Eindrücke:

[mygal=australia-zoo]

Noch kurz zurück zu Brisbane, wirklich ne tolle Stadt, wenn es nicht so heiß gewesen wäre. Das heißt, ich weiß gar nicht wie begeistert ich gewesen wäre, wenn erträgliche Temperaturen geherrscht hätten.

Wir starteten am ersten Tag so gegen 17 Uhr unsere Erkundungstour mit nem Spaziergang an den nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten entlang, also wirklich nichts Anstrengendes und trotzdem war es heiß… Da fragt man sich doch, wie die Universität so stolz auf einen Indoor heated Pool sein kann, wenn man doch schon beim durch die Scheibe auf den Pool guckend im eigenen Wasser steht?!

Den zweiten Tag gingen wir sehr gemütlich an und nutzten den kostenlosen (klimatisierten) Bus, der eine Runde um die komplette Innenstadt fährt und besuchten die zahlreichen kostenlosen (klimatisierten) Museen, die Brisbane zu bieten hat. Darunter das Museum of Brisbane (MOB), das Museum of Queensland (MOQ) und das QUT (Queensland University of Technologie) Art Museum, wir sind ja der Meinung, dass sich alle diese Museen nur Abkürzungen zugelegt haben, weil das MoMA so bekannt ist. Dazu kam noch ein Besuch des innerstädtischen Strandes (gesponsert von „Streets“, bei uns bekannt als Langnese :o) und der Southbank Flusspromenade, beides leider unter freiem Himmel und damit nicht klimatisiert.

Alles in allem ein sehr geruhsamer Tag, der nur durch einen Kleinigkeit gestört wurde. Am Morgen, als wir die GutenMorgen-Show des örtlichen TV Senders sahen, fiel mir auf, dass die Uhr im Fernsehen nicht mit der unsrigen übereinstimmt. Bei uns war schon halb zehn, in der Sendung aber erst halb neun, Simons Kommentar dazu war „Unsre wird scho schtimme, brummel“ (es war ja noch früh am morgen ;o) Also, abgehackt, wird sich halt der Sender geirrt haben… Der Tag verlief wie gesagt geruhsam und als wir zum Abkühlen vor dem Abendessen noch mal im Motel waren hatte ich den Zwischenfall schon fast vergessen. Doch dann passiert’s, Simon will Simpsons anschauen (kommen hier auch regelmäßig auf dem Pro7 Pendant) und laut unserer Uhrzeit müssten sie längst angefangen haben. Im Prinzip also die gleiche Situation wie am Morgen, aber jetzt wird man aufmerksam. Da wir ja noch was essen wollten machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt und alle Uhren zeigten eine andere Zeit als unsere Uhr – scary! Wir grübelten und grübelten und kamen zu dem Ergebnis, dass wir uns einfach nicht erklären konnten wie und wo wir diese Stunde gewonnen hatten…

Zum Glück haben wir Reiseführer :o) dort steht nämlich wortwörtlich: „Da das Ganze (damit ist die Zeitzonenanordnung in Australien gemeint) einigermaßen verwirrend ist, sollten Sie sich nach Überqueren einer Staatsgrenze zunächst über die gerade geltende Uhrzeit informieren.“ Besonders niedlich finde ich den Teil „gerade geltende“… Was war geschehen, wir hatten die Grenze zwischen New South Wales und Queensland überquert (dies geschieht ohne dass man etwas davon mitbekommt, kein „Auf Wiedersehen“- oder „Willkommens“-Schild) und in Queensland gibt es keine Sommerzeit, surprise :o)

15.01.05 – Noosa Heads (von Simon)

Damit sich der nächste Internetzugang auch richtig lohnt, hier gleich noch mein Nachtrag zum aktuellen Standort. Nachdem wir zwei Nächte in einem etwas kuriosen Backpackerverschnitt verbracht haben (absolut nicht in negativem Sinne gemeint!) sind wir heute in Noosa Heads angekommen, in der Nähe der Fraser Island. In den Backpacker sind wir gelangt, als wir mal wieder schweißgebadet auf der Suche nach einer Unterkunft durch die winzigen Ortschaften auf Bribie-Island gefahren sind und bei einer kurzen Rast von einer – sie mag es mir verzeihen – älteren Dame in einen Info-Stand gezogen wurden. Mit den Worten, warum wir denn draußen in der Hitze schmoren, wenn sie uns doch sicherlich helfen könne. Sie konnte. Sie meinte zwar, die Unterkunft wäre früher mal ein Backpacker gewesen und jetzt sei es keiner mehr (in Filmen würde noch ein Nebensatz wie „seit sich DER Zwischenfall ereignet hat“ fallen), die Leute wären aber sehr nett. Also sind wir direkt dorthin gefahren. Sämtliche Türen des Hauses waren geöffnet, leider war scheinbar niemand drin. Mehrfaches Klingeln über zwei Knöpfe brachte nur das Ergebnis, dass irgendwann (es müssen so fünf Minuten gewesen sein) ein langhaariger Mann oben ohne erschien, ein verrauchtes „yer ya goin?“ von sich gab und eine Treppe hinauf verschwand. Die Floskel sagt leider überhaupt nichts in der Richtung aus, wie „ich komm gleich zu euch“, „wartet kurz“ oder dergleichen, es bedeutet einfach „Tach, wie geht’s“, wobei hier genau so wenig eine Antwort erwartet wird, wie auf das „How are you doing“ der Amis.

Nach weiteren fünf Minuten des Wartens entschlossen wir uns, Mittagessen aufzutreiben und danach noch einen Versuch zu wagen. Hier kurz eine wichtige Zwischenbemerkung: Das englische Essen ist noch viel viel schlechter als man so hört. Ich hab nach anfänglicher Begeisterung für die australischen Grillkünste sogar die Steaks satt – seit Jindabyne hab ich kein gutes mehr gegessen und schon fast das Doppelte als dort bezahlt. Ihre ekligen Fish-and-Chips verpackt in ihren ekligen, fettigen Zeitungen, serviert von ihren fischigen Bedien.. nein, das würde jetzt zu weit führen. Auf jeden Fall frage ich mich immer häufiger, ob sie selbst eigentlich wissen, wie schlecht ihr Essen ist – ich glaube, ja sie wissen es, aber keiner will es zugeben oder gar etwas daran ändern. Worauf ich eigentlich hinaus wollte: Da das Essen so schlecht ist, waren wir mal wieder bei Subway und haben uns hier verköstigen lassen.

Als die Sandwichs verdrückt waren und wir wieder vor dem Haus standen, bot sich das gleiche Bild, offene Türen und kein Mensch weit und breit, der uns Beachtung hätten schenken können. Bis, ich denke, es waren wieder so 5 Minuten vergangen, der nette Langhaarige quer an der Eingangstür vorbei schlappte und er irgendwie zu denken schien „oops, die sind ja immer noch da, hmm vielleicht wollen die ein Zimmer“. Er begann dann irgendetwas zu erzählen (aber absolut KEINE Ahnung was, wir denken, dass da zwei, drei Bierchen dabei waren), wählte mit schmerzverkniffenen Augen eine Nummer mit seinem Handy und drückte Carina das selbige ans Ohr. Er war wohl der Mann der Schwester der Hausbesitzer und kümmert sich um den Laden, wenn die unterwegs sind (australisch kümmern = auf der Terrasse Bier trinken). Zumindest hatten wir jetzt ein Zimmer.

Noch mal eine kleine Abschweifung: Hier an den Küsten Goldcoast und Sunshine Coast sind die Menschen sehr christlich, was sich vor allem darin bemerkbar macht, dass die Tischnachbarn im Cafe lautstark singend verkünden, dass uns Jesus liebt (mit Unterstützung eines IPods, dessen Kopfhörer sich vier Personen teilen). An sich nicht verwerflich wird es beim zweiten Satz Akkus für den IPod dann doch etwas, äh, eintönig. Auffällig ist, gerade bei Gläubigen fortgeschrittenerem Semesters, dass sie ihren Weihrauch nicht einfach verbrennen, sondern in kleine Papierröllchen, von der Form her am ehesten vielleicht mit Tüten vergleichbar, einwickeln und dann erst anzünden. Und genau so eine Zeremonie hat dann unser Hausaufpasser gegen Abend auf der Terrasse abgehalten (als er scharfsinnig nachfragte, ob wir schon schwimmen waren, während wir unsere Badesachen zum Trocknen aufhängten). Man muss sich den Mann bildlich vorstellen, etwa 40, lange Haare, komplett tätowiert, betrunken und stoned aber echt nett und hilfsbereit. Als wir kurz darauf in der Küche (direkt neben der Terrasse) unser Abendessen zubereiteten, kam uns unsere erste Aga-Kröte (giftig und Plage in Australien) in die Quere. Aber Gott sei Dank hatten wir unseren Hausaufpasser, der sich schnell mit einem Stück Klopapier bewaffnete und die Kröte durch gekonntes Hinter-Ihr-Herlaufen-und-mit-australischem-Slang-fluchen unter den Kühlschrank trieb. So konnten wir unser Essen in Sicherheit fertig kochen und danach auch verzehren (was den Kollegen aber wieder total verwirrt hat, da wir ja Germans sind und dann doch kein Italian essen können – unser Dutch-Bier gab ihm den Rest).

Nun sind wir also in Noosa Heads und morgen gehts auf nach Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt. (Nachtrag 16.01.: hat sich gelohnt – mehr dazu, wenn ich Lust zu schreiben hab)

Sonstiges:

Wo eine deutsche Stadt Tauben hat, laufen in Brisbane Ibise rum – sehr überraschend, wenn man die Vögel vorher noch nie live gesehen hat.

Neben mir sitzt eine Kakerlake, die mir Carina gerade stolz in einem Glas gebracht hat – die bring ich jetzt mal zur Tür (die Kakerlake).

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